Stiller Staats-Commerz

Der Bund wird Anteilseigner bei der Commerzbank. Was noch vor wenigen Wochen schlicht undenkbar gewesen wäre, sorgt mittlerweile nicht mehr für größere Aufregung.

Nachdem sich die ersten Geldinstitute aus der Deckung getraut haben, ist der Imageverlust gering, der mit dem Griff nach den staatlichen Milliarden verbunden sein könnte. Der Wettbewerbsdruck tut ein Übriges: Aufgrund der allgemeinen Verunsicherung können sich nur noch die Geldinstitute locker refinanzieren, die ein üppiges Kapitalpolster aufweisen können. Da sich viele Finanzgiganten in zahlreichen Ländern längst mit Staatsknete eingedeckt haben und bei der Kernkapitalquote gut dastehen, sieht sich die Commerzbank zum Nachziehen genötigt.

Indes verspielt die Politik die Chance, die mit den staatlichen Rettungsmilliarden verbunden ist. Zwar hat man den Bankchefs beim Gehalt und den Aktionären bei den Dividenden Bescheidenheit verordnet. Und die Commerzbank zahlt dem Staat Zinsen für die Kapitalspritze. Aber der Bund erhält – anders als etwa in den USA und Großbritannien der Fall – lediglich eine »stille« Einlage. Was das Frankfurter Geldhaus mit dem neu gewonnenen Spielraum etwa bei der Übernahme der Dresdner Bank anfängt, bleibt allein seine Sache. Ganz wie in alten Zeiten!

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