Chile erinnert sich alter Freunde

Präsidentin Michelle Bachelet zu Gast in Kuba

  • Leo Burghardt, Havanna
  • Lesedauer: 2 Min.
Von Dienstag bis Freitag weilte die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet in Kuba, begleitet von mehr als 100 Parlamentariern, Kulturschaffenden, Unternehmern und Ministern.

Die Sozialistin Michelle Bachelet wollte den »heute (wieder) stabilen freundschaftlichen und respektvollen Beziehungen neue Impulse verleihen«. Vor 37 Jahren wurde Chiles damaliger Präsident Salvador Allende, dessen Namen in Kuba Dutzende Alleen, Krankenhäuser, Bibliotheken und Schulen tragen, auf der Insel begeistert gefeiert. Zur gleichen Zeit sprach in Washington Henry Kissinger drohend aus, was CIA und USA-Regierung vorhatten: nicht tatenlos zuzusehen, wie sich ein weiteres lateinamerikanisches Land vom Kommunismus infizieren lasse.

Im September 1973 war es so weit: General Augusto Pinochet und eine Junta putschten. Salvador Allende kam ums Leben, eine blutige Diktatur wurde errichtet. Zu den Opponenten Pinochets, die ihren Treueschwur nicht brachen, gehörte General Alberto Bachelet. Er wurde verhaftet und zu Tode gefoltert. Seiner Tochter Michelle (Jahrgang 1951) gelang es, ins Exil zu entkommen. Eine ihrer Stationen war die DDR. 1979 kehrte sie nach Chile zurück. 2000 wurde sie Gesundheitsministerin, im Februar 2002 Verteidigungsministerin, seit 2006 ist sie Präsidentin.

Sie traf in Havanna am selben Tage ein wie ihr Gastgeber Raúl Castro, der von einer »fruchtbaren« Rundreise zurückkehrte, die ihn in nach Russland, Angola und Algerien geführt hatte. Frau Bachelet und ihre Begleitung interessierten sich besonders dafür, wie die kulturellen, technischen und wissenschaftlichen Kontakte und selbstverständlich der Handel ausgebaut werden können. Auch mit Fidel Castro sprach sie, den sie »in sehr guter Kondition« vorfand. »Mit Freude« nahm sie am Donnerstag die Gelegenheit wahr, die 18. Internationale Havanna-Buchmesse zu eröffnen – ein kultureller Höhepunkt nicht nur für Kuba. Jedes Jahr ist sie einem anderen Land gewidmet, diesmal Chile. Diese Ehre hatte Deutschland, außer einigen linken Verlagen, vor fünf Jahren aus politischen Gründen ausgeschlagen und sich selbst mehr geschadet als Kuba. Denn auf der Messe können die Verlage anbieten, was sie für richtig halten. Sie dient zugleich Dichterlesungen, Symposien, Theateraufführungen und Konzerten. Die Ehrengastländer haben folglich die Chance, sich einem Millionenpublikum facettenreich darzustellen.

Chile ist den Kubanern durch die Literatur-Nobelpreisträger Pablo Neruda und Gabriela Mistral, durch Autoren wie Antonio Skármeta, Violeta Parra, Isabel Allende, Vicente Huidrobo seit vielen Jahren nah, vor allem aber eben durch Salvador Allende.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.