Mindest-Anstand

Der neue Verhaltenskodex für soziale Netzwerke enthält lediglich Mindestregeln für den Umgang mit persönlichen Daten der Nutzer. Sie gehen kaum über das hinaus, was in den vergangenen Monaten bereits eingeführt wurde. Denn die Aufmerksamkeit hat zugenommen für die Kehrseite des Mitmach-Webs: Das Internet vergisst nichts. Das superwitzige Partyfoto auf dem Tisch des Arbeitgebers hat doch einige Anhänger der digitalen Freikörperkultur aufgeschreckt. Unter dem Druck einer zunehmend kritischen Debatte beuten die Netzwerke-Anbieter die Leichtsinnigkeit der vornehmlich jungen Nutzer nicht mehr ganz so schamlos aus. Nach dem Kodex sollen Profildaten der unter 14-Jährigen grundsätzlich nur noch für Freunde freigegeben sein. Profile von unter 16-Jährigen werden für externe Suchmaschinen unsichtbar gemacht. Und alle anderen können diese Option künftig auswählen. Ein Anfang.

Darüber hinaus bleibt es dabei: Alle Sozial-Netzwerke sammeln mehr Daten, als sie eigentlich brauchen. Es ist überflüssig, dass bei der Anmeldung bei StudiVZ vollständige Geburtsdaten angegeben werden müssen. Nutzer können zwar personalisierte Werbung ablehnen, aber sie müssen dem Verkauf ihrer Profile an die Werbewirtschaft weiterhin extra widersprechen. Die Grundeinstellung bleibt: Ja, ich bin einverstanden... Wer seine Nutzer wirklich zu mehr Vorsicht bei der Veröffentlichung von persönlichen Daten im Netz anhalten wollte, muss generell zu strengeren Standardeinstellungen bereit sein. Nutzer müssten dann die Sperren aktiv ausschalten und es wäre zu hoffen, dass sie vor dem Klick auf die Maus kurz mal den Kopf einschalten.

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