Lohnfraß

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

In den vergangenen Jahren sind die Reallöhne in Deutschland nicht nur nicht gestiegen, hier und da schmale Erhöhungen wurden sogar von Inflation und Sozialabgaben langsam, aber beständig aufgefressen. Soll heißen: Die Überweisungen, die frühere Lohntüten ersetzt haben, haben real nicht den Wert, der auf dem Kontoauszug ausgewiesen ist. Selbst in den in einlullender Wiederholung als große Regierungserfolge gefeierten Aufschwungjahren kamen die versprochenen finanziellen Segnungen nicht bei denjenigen an, die sie zu großen Teilen erarbeitet hatten.

Eine kurzzeitige Atempause verschafft der von Kurzarbeit und Niedriglöhnen gebeutelten Arbeitnehmerschaft nur der krisenbedingte Preisverfall. Bald aber wird man sich vermutlich wieder damit arrangieren müssen, dass Deutschland das einzige EU-Land ist, in dem Lohnsteigerungen real nicht stattfinden.

Unter diesen Bedingungen ist es einigermaßen absurd – wenn auch kapitalistisch-betriebswirtschaftlich vollkommen konsequent – von den Arbeitnehmern in der Krise freiwillige Lohneinbußen zu verlangen, wie es Mittelstandsverbände kürzlich taten. Nun kann man zwar kaum erwarten, dass eine (Unternehmer)Krähe der anderen ein Auge aushackt, aber die DIW-Studie zeigt deutlich, bei wem noch was zu holen ist: Einkommen aus Kapitalvermögen sind – in gegenläufiger Tendenz zu den Einkommen aus »richtiger« Arbeit – nämlich deutlich gestiegen.

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