Misslungene Premiere
Bei Aachens 0:5 im neuem Stadion verletzt sich St. Pauli-Fan schwer
Thomas Nowag (SID), Aachen
Was als große Party begann, endete mit einer Tragödie, Tränen und Entsetzen. Ausgerechnet bei der Einweihung seiner neuen Arena, dem Tivoli, erlebte Fußball-Zweitligist Alemannia Aachen einen der schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte. Nachdem die Aachener beim 0:5 (0:4) gegen den FC St. Pauli durch die höchste Heimniederlage aller Zeiten bereits sportlich ein Debakel erlebt hatten, war auch bei den Hamburgern die Stimmung schnell in Betroffenheit und Entgeisterung umgeschwungen.
Ein 38 Jahre alter Fan war nach dem Schlusspfiff von einer Brüstung im Zuschauerbereich aus rund sechs Metern Höhe auf den Asphalt geknallt. Von den Profis, die sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich im Block feiern lassen wollten, mussten es einige mit ansehen. »Das sah ganz, ganz schlimm aus. Unsere Spieler sind fix und fertig«, sagte Paulis Sportdirektor Helmut Schulte.
Auch wenn sich der Zustand des Mannes, der mit blutendem Kopf zunächst reglos auf dem Boden gelegen hatte und reanimiert werden musste, am nächsten Morgen stabilisiert hatte – trotzdem bestand noch Lebensgefahr –, konnte sich bei den Gästen niemand über den höchsten Zweitliga-Auswärtssieg seit fast 22 Jahren und die erste Tabellenführung seit neun Jahren freuen. »Ich tausche die Tabellenführung gegen die Gesundheit des Menschen«, sagte Trainer Holger Stanislawski. Und auch für seinen Gegenüber Jürgen Seeberger war der Sport zweitrangig. »Mir ist richtig schlecht«, sagte der Coach.
Zumindest müssen die Aachener keine rechtlichen Folgen fürchten. Nach ersten Untersuchungen war der Unfall auf eigene Fahrlässigkeit zurückzuführen. Die Aachener Polizei erklärte, es lägen »keine Hinweise auf Fremdverschulden oder Mängel an der Bausubstanz des Stadions vor«. Der Klub will sich trotzdem »damit auseinandersetzen, wie wir damit umgehen«, so ein Sprecher.
Die Premiere der in nur 15 Monaten für 50 Millionen Euro erbauten Arena hätte nicht schlimmer verlaufen können. Die ehemaligen Aachener Marius Ebbers (24./28.) und Florian Bruns (39., Foulelfmeter) sowie Deniz Naki (35.) senkten die Stimmung bei den meisten der 32 960 Zuschauer schon vor der Pause. Als Rouwen Hennings in der 86. Minute das 5:0 schoss, war mehr als ein Drittel der Sitze schon leer. »Wir haben es versaut. Das war katastrophal«, entschuldigte sich Aachens Kapitän Cristian Fiel.
Aachen - St. Pauli 0:5 (0:4)
1. St. Pauli 2 7:1 6
2. Union Berlin 2 4:0 6
3. Kaiserslautern 2 3:1 6
4. Cottbus 2 5:3 4
5. Duisburg 2 4:3 4
6. Fürth 2 5:2 3
7. Düsseldorf 2 3:1 3
8. Bielefeld 2 5:4 3
9. 1860 München 2 3:2 3
10. Rostock 2 3:4 3
Koblenz 2 3:4 3
12. Paderborn 2 2:3 3
13. Augsburg 2 3:5 1
14. Karlsruhe 2 1:3 1
15. Oberhausen 2 2:5 1
16. Aachen 2 1:6 1
17. Ahlen 2 1:3 0
18. FSV Frankfurt 2 1:6 0
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