Mainz bejubelt historischen Triumph

Aufsteiger feiert ersten Bundesligasieg gegen den FC Bayern, der so schlecht startet wie seit 43 Jahren nicht

  • Detlef Rehling, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Als die Party nach dem größten Sieg des FSV Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga so richtig in Schwung kam, blieb der Trainer ganz bescheiden im Hintergrund. Während die Mannschaft beim traditionellen »Humba« das Bad in der ausgeflippten Menge des ausverkauften Bruchwegstadions genoss, klatschte Thomas Tuchel den Fans nur kurz aus der Ferne zu und verschwand dann in den Katakomben. »Ich bin doch keinen Meter gelaufen, habe kein Tor geschossen und keines verhindert. Die Mannschaft hat es verdient, sich feiern zu lassen«, begründete Tuchel seine selbst verordnete Distanz bei den Feierlichkeiten nach dem sensationellen 2:1 (2:0) gegen Rekordmeister Bayern München.

Der Stolz über das Husarenstück des krassen Außenseiters aber stand dem mit 35 Jahren jüngsten Bundesliga-Trainer ins Gesicht geschrieben. »Es macht mich glücklich, dass unser Plan so toll funktioniert hat«, meinte Tuchel nach seinem ersten Bundesligasieg und dem ersten der Mainzer gegen den Branchenprimus überhaupt. Die Führungsriege sieht sich nach dem historischen Erfolg in der Richtigkeit des in der Liga einmaligen Trainerwechsels vier Tage vor dem Saisonstart bestätigt. »Die Trennung von Jörn Andersen war die richtige Entscheidung. Der Schuss hätte bei unserem Auftaktprogramm auch nach hinten losgehen können. Aber wir sind belohnt worden«, erklärte Manager Christian Heidel. Schon lange habe er keine Mainzer Mannschaft mit einer derartigen taktischen Disziplin erlebt. »Die erste Halbzeit war das Beste, was ich in 20 Jahren beim FSV Mainz erlebt habe«, lobte Heidel seine Spieler, die den schwachen Bayern vor 20 300 Zuschauern jede Spielfreude nahmen und fast alle Zweikämpfe gewannen. Besonders Aristide Bancé wirbelte die Bayernabwehr durcheinander und krönte seine gute Leistung mit dem Treffer zum 2:0 (37.), nachdem Neuzugang Andreas Ivanschitz (25.) die Hausherren in Führung gebracht hatte. Nach dem 1:2 durch Nikolce Noveskis Eigentor (47.) war es für FSV-Trainer Tuchel »Wille pur«, der zum Sieg reichte.

Bei den Bayern löste der schlechteste Saisonstart seit 43 Jahren schon am 3. Spieltag eine Krise aus und versetzte die Bosse in Alarmstimmung. »Zwei Punkte aus drei Spielen – das ist eine gefährliche Situation, aus der wir schnell herauskommen müssen«, sagte der frustrierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der sich aber beeilte, eine drohende Diskussion um den als Heilsbringer verpflichteten Trainer Louis van Gaal schon im Keim zu ersticken: »Wir werden ruhig bleiben und weiterarbeiten.«

Der Niederländer scheint schon früh mit seinem Fußball-Latein am Ende. »Ich frage mich, was wir in der Vorbereitung falsch gemacht haben«, sagte van Gaal und flüchtete sich in allgemeine Floskeln: »Wir müssen noch härter und noch besser arbeiten.« Selbstkritik übte immerhin Bastian Schweinsteiger: »Wir waren in der ersten Halbzeit nicht mit der Leidenschaft auf dem Platz, wie es sich für den FC Bayern gehört.«

Mainz: H. Müller - Heller, Bungert, Noveski (66. Löw), van der Heyden - Svensson (61. Pekovic), Karhan - Hoogland, Ivanschitz (81. Hyka) - Bance, Schürrle.

München: Rensing - Lahm, van Buyten, Badstuber, Braafheid - Timoschtschuk - Altintop (33. T. Müller), Pranjic (39. Olic) - Schweinsteiger - Klose (72. Sosa), Gomez.

Tore: 1:0 Ivanschitz (25.), 2:0 Bance (37.), 2:1 Noveski (47., Eigentor). SR: Kinhöfer (Herne). Zu.: 20 300.

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