Legendärer Aktienindex im Angebot

Medienmogul Rupert Murdoch denkt über den Verkauf seiner Tochter Dow Jones nach

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Medienkonzern News Corp. von Rupert Murdoch erwägt den Verkauf der Aktienindexsparte von Dow Jones oder gleich der ganzen Firma.

Er hat den Ersten Weltkrieg überlebt, die Weltwirtschaftskrise 1929, die Finanzkrise 2008 und er wird auch seinen Verkauf überleben. Die Rede ist vom legendären US-Aktienindex »Dow Jones«. Er ist weltberühmt wie kein zweites Börsenbarometer. Seit mehr als einem Jahrhundert signalisiert der »Dow« das Auf und Ab der New Yorker Börse und ist so ein Inbegriff des modernen Kapitalismus.

Trotzdem könnte er nun unter den Hammer kommen: Eigentümer Rupert Murdoch erwägt offenbar einen Verkauf des lukrativen Indexgeschäftes des Medienhauses Dow Jones & Co. »Doch der Dow wird der Dow bleiben« beruhigt die »Financial Times« ihre aufgewühlte Leserschaft.

Jahr für Jahr werden am 26. Mai selbst hart gesottene Börsianer an der Wall Street sentimental. Dann feiern sie den Geburtstag ihres wichtigsten Handwerkzeugs, des Dow-Jones-Indexes. In diesem Jahr stand die schrille Party zum 113. Mal an. Der Aktienindex wird seit 1896 börsentäglich vom Medienhaus Dow Jones berechnet und wird auch in der ebenfalls zu Weltruhm gelangten Hauspostille »Wall Street Journal« veröffentlicht.

Konzipiert hatten das Börsenbarometer die beiden amerikanischen Journalisten Charles Dow und Edward Jones, die dem Index in aller Bescheidenheit seinen Namen gaben. Der »Dow Jones Industrial Average« (DJIA) versammelt bis heute die 30 umsatzstärksten US-amerikanischen Aktienwerte, die sogenannten Blue Chips.

Dabei trügt sein wirklicher Name etwas. Der DJIA versammelt keineswegs allein Industriekonzerne. Gelistet werden auch Finanzdienstleister wie American Express oder Einzelhandelsriesen wie Wal Mart.

Mittlerweile sind mindestens ein Dutzend Weiterentwicklungen des Dow auf dem internationalen Finanzmarkt angekommen, und zwar weit über die USA hinaus. So wurde 1998 der »Dow Jones Euro Stoxx« eingeführt, der die wichtigsten Blue Chips innerhalb der Europäischen Währungsunion repräsentiert. Doch auch wenn es heute überall Indizes wie Sand am Meer gibt, gilt der klassische Dow Jones weiterhin als einer der wichtigsten Maßstäbe für Börsianer, Notenbanker und für viele Politiker in aller Welt.

Vor zwei Jahren wurden der Index und das dahinter stehende Medienhaus Dow Jones & Co. von Rupert Murdoch für 5,6 Milliarden Dollar gekauft. In dieser Woche gab der umstrittene australische Medienmogul nun bekannt, Dow Jones oder zumindest Das Indexgeschäft wieder verkaufen zu wollen. Vermutlich muss er Kasse machen, denn die Geschäfte laufen gerade in seinem Kerngeschäft »Nachrichten« weiterhin schleppend. Dieses Jahr musste sein Unternehmen News Corp. 2,8 Milliarden Dollar an Wert abschreiben. Die Zeitungskrise macht selbst vor dem Größten nicht halt.

Unklar bleibt, ob lediglich das Aktienindexgeschäft verkauft werden soll oder gleich das ganze Dow-Unternehmen. Die Investmentbank Goldman Sachs, die über beste Beziehungen in vielen wichtigen Ämtern der US-Regierung verfügt, soll mit der Prüfung aller Optionen beauftragt sein. Als Interessent zumindest für die europäischen Dow-Indizes gilt die Deutsche Börse.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal