New Deal für Migranten

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: die Migranten. Allein die 200 Millionen Menschen, die sich außerhalb ihrer Heimatstaaten verdingen, schickten 2007 Jahr mehr als 300 Milliarden Dollar an Angehörige in ihren Heimatländern, heißt es im neuen UN-Bericht über die menschliche Entwicklung. Das entsprach rund dem Vierfachen der im selben Jahr geleisteten Entwicklungshilfe. Fraglos würde die Lebenssituation der Daheimgebliebenen ohne die Transfers in vielen ärmeren Ländern noch weit dürftiger sein, als sie ist.

Doch so überlebensnotwendig die Migration aus Sicht vieler Familien aus dem Süden ist, sie kann eine Entwicklungsstrategie für das einzelne Land nicht ersetzen. Auch wenn Entwicklungsländer mit guten Gründen auf eine Liberalisierung des globalen Arbeitsmarktes drängen – eine sich selbst tragende Entwicklung wird auch mit noch so viel Rücktransfers aus dem Norden nicht auf den Weg zu bringen sein. Den sogenannten brain drain zu forcieren, also den Weggang der bestqualifizierten Kräfte, reißt zuhause eine Kapazitätslücke auf, die Entwicklung verhindert. Doch solange in vielen weniger entwickelten Länder das Problem besteht, gut ausgebildete Leute so zu beschäftigen, dass es für die Volkswirtschaft Erträge bringt, wird die Migration reguliert oder unreguliert weitergehen.

Die Wirtschaftskrise als Chance zu nützen, »um einen New Deal für Migranten zu schließen«, wie es der UNDP-Bericht fordert, kann nur gelingen, wenn zudem die Weltwirtschaftsordnung an Kopf und Gliedern reformiert wird und zwar so, dass im Süden Lebensperspektiven entstehen, statt durch Handelsdumping und Ressourcenausbeutung seitens des Nordens zerstört zu werden. In Sicht ist das leider nicht.

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