Arbeitslos trotz Abitur
Krise trifft Hochqualifizierte, Jugendliche und junge Erwachsene besonders stark
Berlin (AFP/ND). Bei Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife sei die Arbeitslosigkeit bis zum Sommer um fast 25 Prozent gegenüber 2008 gestiegen, teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Montag in Berlin mit. Bei jungen Erwachsenen erhöhte sich die Quote sogar um bis zu 34 Prozent. Bei geringer Qualifizierten stieg die Arbeitslosigkeit im Gegensatz zu Arbeitnehmern mit Abitur im Vergleich zum Vorjahr dagegen weniger stark an, teilte der DGB mit. Bei den Hauptschulabgängern habe die Arbeitslosenquote im August um 10,8 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats gelegen, bei Menschen mit mittlerer Reife um 5,4 Prozent. Auch bei Arbeitnehmern ohne Schulabschluss sei die Arbeitslosigkeit mit einer Zunahme um 5,5 Prozent im Vergleich zu 2008 vergleichsweise moderat gestiegen.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass »auch eine gute schulische Ausbildung längst nicht mehr vor Arbeitslosigkeit« schütze, erklärte der Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik beim DGB-Bundesvorstand, Wilhelm Adamy. In Westdeutschland hätten bereits 15,8 Prozent der Arbeitslosen Abitur, im Osten seien es 13,8 Prozent. Neben dem erhöhten Risiko der Arbeitslosigkeit laufen gut Ausgebildete laut DGB-Studie auch immer häufiger Gefahr, zu verarmen. So schnellte die Zahl der Empfänger von Hartz IV unter den Menschen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife im August binnen Jahresfrist um gut ein Siebtel (13,9 Prozent) nach oben, wie der Gewerkschaftsbund mitteilte. Bei Hauptschulabsolventen stieg dieser Wert im gleichen Zeitraum nur um 1,4 Prozent, bei Schulabbrechern um 1,6 Prozent.
Besonders hart vom krisenbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit seien auch Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, erklärte der DGB. In der Gruppe der 20-24-Jährigen etwa habe sich die Arbeitslosigkeit in Westdeutschland binnen Jahresfrist um 34 Prozent erhöht. Insgesamt sei die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Krise doppelt so stark gestiegen wie auf dem Arbeitsmarkt insgesamt. Grund hierfür sei der unsichere Übergang des Nachwuchses von der Ausbildung in eine reguläre Beschäftigung. Junge Beschäftigte würden entweder nicht übernommen oder nur kurzfristig beschäftigt. So würden sie in der Krise auch schnell arbeitslos.
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