Keine gute Reise in die Feiertage

Bahn- und Flugverkehr sind zur Zeit vielfach nur eingeschränkt möglich

  • Lesedauer: 3 Min.
Von Aert van Riel und Bernd Kammer
Diese polnische Familie saß in Schönefeld fest.
Diese polnische Familie saß in Schönefeld fest.

Schöne Bescherung: Obwohl die größte Kälte vorbei ist, wurden Reisende auch gestern wieder mit den Folgen des Winters konfrontiert. Züge und Flüge hatten zum Teil erhebliche Verspätungen oder fielen ganz aus. Berliner S-Bahn-Fahrgäste sind das Chaos schon gewohnt.

Auf der beliebten ICE-Strecke Berlin-Leipzig-Nürnberg-München wird noch bis zum 27. Dezember jeder zweite Schnellzug ausfallen. Ersatz wird die Bahn, entgegen ihrer Ankündigung vom Dienstag, nun doch nicht zur Verfügung stellen. Dies sei unmöglich, da derzeit alles fahre, was fahren kann, so ein Bahn-Sprecher. Reisende müssen nun mit überfüllten Zügen rechnen. Die ICE fahren normalerweise stündlich, derzeit im Zwei-Stunden-Takt. Als Ursache gab die Bahn Wartungsarbeiten an, die wegen Dauerfrost besonders intensiv durchgeführt würden. Die Züge seien zwar auf Schnee und Eis vorbereitet und der Frost im Januar habe den Zügen kaum geschadet. Aber nun habe die Kälte die Elektronik mancher Triebwagen beschädigt. DB-Sprecher Jörg Böhnisch sagte gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk: »Züge gehen kaputt, weil Pulverschnee durch Lüftungsgitter in die Fahrzeuge gerät und elektrische Bauteile in Mitleidenschaft ziehen kann.«

Der Fahrgastverband »Pro Bahn« warf dem Unternehmen vor, die Ursachen für die Ausfälle bisher nicht ausreichend zu begründen. Zumindest werden Reisende finanziell entschädigt. Bei einer Stunde Verspätung werden 25 Prozent, bei zwei Stunden 50 Prozent des Fahrpreises erstattet. Bei Reiserücktritt wegen unplanmäßiger Abfahrt erhält der Reisende den vollen Fahrpreis zurück.

Auch im Flugverkehr kommt es weiterhin zu Behinderungen. Die Lage am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main hat sich noch nicht völlig normalisiert. Nachdem in der Nacht zum Dienstag der Airport für mehrere Stunden geschlossen wurde und zahlreiche Flüge ausfielen, wurden auch am Mittwoch mehrere Dutzend Flüge abgesagt. Gründe sind wetterbedingte Störungen im europäischen Flugverkehr.

Schlimmer als in Frankfurt war die Lage am Dresdner Flughafen. Der Airport musste wegen anhaltenden Schneefalls um sechs Uhr schließen. Flughafensprecher Christian Adler erklärte, dass die Bremswerte auf den Start- und Landebahnen sehr schlecht gewesen seien. Fünf Landungen und neun Starts wurden gestrichen. Sechs Flüge wurden nach Leipzig und Berlin-Tegel umgeleitet. Um 13.45 Uhr wurde der Flugverkehr wieder aufgenommen.

Auf den Berliner Flughäfen hatte sich die Situation gestern entspannt, nachdem am Vortag Tegel eine Stunde total gesperrt war. In Schönefeld fielen gestern Vormittag noch zwei Easyjet-Flüge aus, seit Freitag insgesamt über 70. Weil sich die Billig-Airline nicht um die betroffenen Fluggäste kümmerte, kam es zu tumultartigen Szenen. Gestern Mittag saßen noch zehn Easyjet-Passagiere in Schönefeld fest.

Bei der Berliner S-Bahn müssen die Fahrgäste weiter leiden. Auch gestern standen nur 324 Viertelzüge zur Verfügung, etwa 230 weniger als für einen normalen Betrieb notwendig. Die Folge: Die Bahnen fahren seltener, auf sechs Linien ist der Betrieb stark eingeschränkt. Eine Besserung ist nicht in Sicht.

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