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Traumpaar des Schachs im Orient

Eine Chinesin und ihr Mann aus Katar dominieren arabische Meisterschaften

  • Dagobert Kohlmeyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Zhu Chen (l.) und Mohammed Al-Modiahki
Zhu Chen (l.) und Mohammed Al-Modiahki

Sie sind das exotischste Ehepaar der Schachwelt: Zhu Chen und Mohammed Al-Modiahki aus Katar. Beide Figurenkünstler trumpften bei den gestern in Tunis beendeten arabischen Einzelmeisterschaften auf – einem Turnier mit Spielerinnen und Spielern aus 15 Nationen ausgetragen am Mittelmeer, nur wenige Kilometer vom legendären Karthago entfernt.

Zhu Chen siegte überlegen im Damenturnier, was keine Überraschung bedeutet. Von 2001 bis 2004 war die gebürtige Chinesin Schachweltmeisterin. Nach ihrer Hochzeit mit Großmeister Mohamed Al-Modiahki aus Doha verließ sie ihre Heimat und zog in das Scheichtum am Persischen Golf. Seit fünf Jahren spielt sie für Katar – im Männerteam! So stark ist sie. Die Oberen des Chinesischen Schachverbandes waren damals nicht sehr erfreut über den Wechsel ihrer besten Spielerin. Inzwischen aber hat sich das Verhältnis normalisiert. In Peking wuchs mit der jungen Hou Yifan wieder ein Ausnahmetalent heran, das alle Qualitäten besitzt, Weltmeisterin zu werden.

Zhu Chen lebt gern in ihrer neuen Welt: »Ich mag es, neue Erfahrungen zu machen und andere Kulturen kennenzulernen«, sagt die 33-Jährige. Sie geht nicht verschleiert durch die Straßen wie die meisten Frauen in Katar, sondern kleidet sich wie eine Frau aus dem Westen. Zwei kleine Töchter hat das Paar inzwischen, einige Monate im Jahr verbringen die Kinder in China. »Sie sollen die Sprache lernen. Ich selbst spreche mit meinem Mann Englisch, er verlangt nicht, dass ich Arabisch rede, das wäre auch zu schwierig für mich.«

Gemeinsamer Trainer des Paares ist der russische Großmeister Alexej Kusmin, ein früherer WM-Sekundant von Anatoli Karpow. Anfangs musste er Al-Modiahki und dessen Kollegen neben den Schachlektionen erst einmal Disziplin beibringen, zum Beispiel, dass sie bei Wettkämpfen pünktlich am Brett saßen. Mittlerweile ist das nicht mehr nötig.

Was Zhu Chen angeht, so brachte sie den notwendigen Ehrgeiz und eine professionelle Einstellung schon von zu Hause mit. Heute bedeutet Schach jedoch nicht mehr alles für sie. »Familie und Kinder haben für mich einen höheren Stellenwert als jeder Titel«, sagt sie.

Das hindert sie aber nicht daran, neue Meriten zu sammeln. In Tunis gewann Zhu Chen die arabische Frauenmeisterschaft im Normalschach sowie im Schnell- und Blitzschach. Ihr Gatte Mohammed holte in den drei Disziplinen zwei Silber- und eine Bronzemedaille. Ganz eindeutig ein Schachpaar der Extraklasse.

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