Der FC Bayern hat sich wieder lieb

Münchner können heute beim Rückrundenstart gegen Hoffenheim Bundesligaspitze übernehmen

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 4 Min.

Seit 51 Spieltagen, fast 20 Monaten, stand der FC Bayern München nicht mehr dort, wo er nach eigenem Ermessen eigentlich pausenlos hingehört: an der Spitze der Fußball-Bundesliga. Das kann sich heute Abend beim Rückrundenauftakt ändern. Mit einem Sieg im Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim könnten die Münchner zumindest für einen Tag Herbstmeister Bayer Leverkusen von Tabellenplatz eins verdrängen.

Nach der lange glanzlosen Hinrunde mit Kennenlernschwierigkeiten zwischen Trainer Louis van Gaal und Spielern, soll es nun von Anfang an erfolgreich laufen. Van Gaal will anknüpfen an die letzten Spiele vor der verkürzten Winterpause, in denen sich die Mannschaft scheinbar gefunden hatte – allen voran das gut harmonierende Angriffsduo Mario Gomez und Ivica Olic. »Wir werden gut bleiben. Das Team hat nun auch menschlich zueinander gefunden«, meint van Gaal und nimmt sich und seinen bei vielen aneckenden dominanten Führungsstil dabei wohl nicht aus.

Zwar fehlt noch immer Spiellenker Franck Ribery, der an den Folgen seiner Zehenentzündung laboriert. Dass es aber zuletzt auch ohne den Franzosen ging, macht den Bayern noch mehr Mut. »Wir werden schon bald wieder dauerhaft oben stehen«, sagt Präsident Ulli Hoeneß gewohnt bissig. Mit dem 4:1-Sieg bei Juventus Turin und ein paar guten Bundesligapartien ist das Selbstbewusstsein des deutschen Rekordmeisters zurückgekehrt. »Unser Ziel ist und bleibt es, Meister zu werden«, lässt van Gaal keine Fragen offen und seine Ligakollegen stimmen ein: 14 sehen die Bayern am Ende vorn, nur vier tippen auf Bayer.

Leverkusens Coach Jupp Heynckes will zumindest versuchen, Gegenwehr zu leisten: »Wir werden alles daran setzen, den Platz so lange wie möglich zu verteidigen.« Immerhin hat sein Team in der Hinrunde kein einziges Spiel verloren. Einen Einbruch wie in der vergangenen Rückrunde, als man nur noch 17 Punkte holte und Neunter wurde, befürchten die Leverkusener nicht. »Ich bin sicher, dass uns Ähnliches nicht wieder passieren wird. Dazu sind wir mittlerweile viel zu stabil«, sagt Sportdirektor Rudi Völler.

Heynckes kann sich mit den wieder genesenen Langzeitverletzten, Patrick Helmes, Simon Rolfes, Renato Augusto und Michal Kadlec auf noch mehr Spielstärke freuen. Dennoch werde es schwer, meint der bislang glänzende Spielmacher Toni Kroos. »Wenn die Bayern erstmal ins Rollen kommen, kann man sie nur schwer aufhalten«, sagt der 20-Jährige, der den Konkurrenten gut kennt. Kroos ist bis zum Saisonende von Bayern an Bayer ausgeliehen und zeigte sich Rückkehrgedanken nach München in jüngsten Kommentaren nicht abgeneigt.

Platz im Kader von Louis van Gaal hätte Kroos wieder. Der Trainer der Bayern hat die Winterpause genutzt, um sich von störenden und unnötig das Budget strapazierenden Spielern zu trennen. Vor allem der Abgang des zuletzt dauerstänkernden Luca Toni zum heimischen AS Rom dürfte den niederländischen Trainer von einigen Sorgen befreit haben.

Während die Münchner auf Ausdünnung gesetzt haben, fühlten andere Klubs sich veranlasst, noch etwas zuzulegen – besonders im Tabellenkeller. In Nürnberg nahm der Vorletzte die aussortierten Bayern Andreas Ottl und Breno gerne auf Leihbasis, Schlusslicht Hertha BSC verpflichtete mit Theofanis Gekas, Lewan Kobiaschwili und Roman Hubnik drei Hoffnungsträger für den fast schon aussichtslosen Abstiegskampf.

Gar nicht zu bremsen war trotz angeblich finanziell klammer Situation Schalkes Trainermanager Felix Magath. »Eigentlich wollten wir ja erst Spieler verkaufen«, aber Aufsichtsrat Clemens Tönnies habe »ein wenig Geld zur Verfügung gestellt«, sagt Magath, der gleich fünf Neue in den nun 37 Mann starken Kader holte: Alexander Baumjohann, Peer Kluge, Edu aus Südkorea, Tore Reginiussen und Bogdan Müller.

Magath bastelt bereits am Team für die kommende Saison. Deswegen wird der Meistertrainer nicht müde, zu betonen, dass in dieser Spielzeit trotz guter Hinrunde noch nicht ernsthaft mit Schalke zu rechnen sei: »Wir haben nach wie vor große Schwierigkeiten, das Spiel zu machen. Deswegen können wir nicht davon ausgehen, dass wir in der Rückrunde noch einmal so überdurchschnittlich gut abschneiden werden.«

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