Leseprobe

Exilerfahrungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Von vier Frauen und vier Männern handelt dieses Buch. Ausgangs- und Augenpunkt ihrer Biographien ist die Schweiz. In diesem Land haben sie sich kennengelernt oder geheiratet. Soweit erschien das alltäglich, wenn ihre Lebenswege nicht im Zeichen von Verfolgung und Vernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus gestanden hätten. Der Leser, die Leserin hat es mit Menschen zu tun, die Konzentrationslager überlebten oder sich dem Tod durch Flucht in die Schweiz entzogen.

Jedoch wird unsere Teilnahme an deren Leben nicht auf die Jahre des Dangsals und Schreckens beschränkt. Unser Blick auf die Porträtierten führt uns vielmehr zurück in die Jugend und Räume ihrer Herkunft, in die Zeit vor der Verfolgung. Und wir lernen sie in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kennen, als sie Familien gründeten, Berufe ausübten, in neue Welten migrierten und ins Alter kamen ....

Wenn nach Auschwitz und Buchenwald nichts mehr so blieb, wie es einst war, bedeutet dies nicht, daß Überlebende und Entronnene nicht Zuversicht schöpften – in der Erinnerung früheren Glücks ebenso wie in der Kraft, mit der sie sich neue Möglichkeiten in der Gegenwart schufen. Ihr Leben ist auch Zeugnis dafür, wie sie sich anstrengten, ihrem Leben Bedeutung abzugewinnen, und wie sie den schmalen Spalt suchten, durch den ihrem Leben Gelingen beschieden sein konnte. Wie man vorher und wie man später lebte, woher man kam und wohin man ging und was man an diesem Weiterleben unternahm, ist ein unersetzlicher Teil jener Geschichten, die im Zeichen des 20. Jahrhunderts zu erzählen sind.

Aus dem Vorwort zum Buch von Jacques Picard, Professor für Jüdische Geschichte in Zürich »Gebrochene Zeit. Jüdische Paare im Exil« (Ammann, 444 S., geb., 19,95 €).

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