Widerstand

Im Kino: »Max Manus«

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 3 Min.

Sie sind wild entschlossen, etwas für ihr besetztes Vaterland zu tun. Für König und Vaterland zu kämpfen – der König befindet sich da schon auf dem Weg ins britische Exil –, für ein freies Norwegen, eine eigenständige norwegische Armee. Nur einer der jungen Männer, die sich im Oslo des Sommers 1940 zusammenschließen, um bewaffneten Widerstand gegen die deutschen Besatzer zu leisten, hat Kriegserfahrung, hat noch wenige Monate zuvor im Winterkrieg gegen die UdSSR an der finnischen Front gedient. Wiederkehrende Albtraumbilder von Beschuss und toten Kameraden werden seine Jahre als Guerilla-Kämpfer im eigenen Land begleiten. Max Manus ist sein Name, und in Norwegen ist er spätestens seit diesem Film über den Widerstand ein Held.

Nach Paul Verhoevens niederländischem »Black Book« und Ole Christian Madsens dänischem »Tage des Zorns« ist »Max Manus« der dritte große Aufarbeitungsfilm über Figuren, Funktionsweisen und Hintergründe einer nationalen Widerstandsbewegung gegen die Nazi-Okkupationsmacht, der auch mit deutschem Geld finanziert wurde. Eine bizarre Form der Wiedergutmachung, vielleicht, aber kinematografisch ein Glücksfall in dreimal sehr unterschiedlicher Ausprägung – und in allen drei Fällen im Produktionsland sehr erfolgreich. Weil Joachim Rønning und Espen Sandberg, die Regisseure, nicht nur Jugendfreunde, sondern auch preisgekrönte Werbefilmer sind, ist ihrer von den dreien auch der Film mit den schönsten Bildern.

Zu action-lastig sei er, der Fronteinsatz seines Helden im Winterkrieg in Wahrheit gar nicht mit Feindberührung einhergegangen, die Schilderung von Widerstandshelden und Nazi-Schergen allzu schwarz und weiß angelegt, wurde ihm in Norwegen vorgeworfen. Action-lastig ist er tatsächlich, und manchmal vielleicht allzu schön geraten. Aber das ist nicht alles. Wie dem Helden einer nach dem anderen die Freunde weggeschossen, weggefoltert werden, wie Schuldgefühle ihn plagen, weil er überlebt, wo andere im Dienst der selben Sache sterben, wie schwer es am Ende ist, einen Sieg zu genießen, der mit dem Tod der engsten Freunde erkauft wurde, auch davon ist in »Max Manus« oft die Rede.

Wer sabotierender Terrorist ist und wer patriotischer Freiheitskämpfer, das entscheidet, wer am Ende die Oberhand behält. Wenn Max Manus (Aksel Hennie) dem inhaftierten Feind und Folterer (Ken Duken als Osloer Gestapo-Chef Siegfried Fehmer) zum Schluss des Films nach einigem Zögern die Hand reicht, ist dieser Handschlag keiner der Vergebung, sondern ein historischer Brückenschlag – zwei Männer ihrer Zeit stehen sich hier gegenüber, die ihre wechselseitigen Lebensläufe maßgeblich beeinflussten. Und gleichzeitig ist es die symbolische Übernahme von Verantwortung für den Tod seiner Kameraden durch den Helden. Und für den Tod des Gegners, der drei Jahre später als Kriegsverbrecher hingerichtet werden wird.

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