Frauen am Herd und mit Peitsche

Dokfilme: Emanzipation, Leibeigenschaft?

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 2 Min.

Fragt der Mann hinter der Kamera den Mann vor der Kamera: Wie lange, glaubst du, hat deine Frau gebraucht, um dieses Mittag zu kochen? Antwortet der Mann vor der Kamera: Eine Stunde vielleicht? Der Mann hinter der Kamera weiß es besser – einen halben Arbeitstag ist dieses Essen wert. Die Frau, die ihre Tage am Herd verbringt, während der Mann keinen Finger rührt – keine einmalige Situation in einem Film mit dem programmatischen Titel

»Iranian Cookbook«

in der Programmsparte »Kulinarisches Kino«. Sicher nicht die ganze Wahrheit über die geschlechterspezifische Rollenverteilung in Iran, aber doch ein entlarvender Einblick. Die Männer und Frauen vor der Kamera sind Angehörige von Regisseur Mohammad Shirvani und seiner Freunde. Am Ende steht ein lakonischer Titel: Seine Frau, teilt Shirvani mit, die schon vor der Kamera die Vorzüge von Fertiggerichten pries, weil ihr Mann so oft unangemeldete Gäste mitbringe, habe sich nach den Dreharbeiten von ihm getrennt.

»Frauenzimmer«

Jene Frauen, die Saara Aila Waasner in der Sektion »Perspektive deutsches Kino« vorstellt, sind Männern in einer ganz anderen Funktion zu Diensten. Drei Berlinerinnen jenseits der 50 sind es, die ihren Lebensunterhalt als Prostituierte verdienen. Unverkrampft erzählen sie von ihrem Alltag, ihrem Verhältnis zu Männern und Sex und den Gründen für die Wahl ausgerechnet dieses Berufes. Aber auch, in einem Fall, von lesbischer Liebe, die tragisch endete, von einer Gefängnisstrafe wegen versuchter Republikflucht, von Folter und Vergewaltigungen im Gefängnis. Ansonsten wird der Lebensgefährte angestellt, um laszive Bilder für den eigenen Web-Auftritt zu schießen, werden Peitschen geputzt, Enkel auf den Rummel geführt.

»Budrus«

Als bewundernswert widerständig erweisen sich die Frauen und Mädchen des palästinensischen Dorfes Budrus im Westjordanland, die sich 2003 gegen den geplanten Bau der israelischen Mauer mitten durch ihre Olivenhaine zur Wehr setzten. Ein US-amerikanischer Dokfilm von Julia Bacha im »Panorama«. Nämlich erst, als die Frauen sich in die vorderste Linie der friedlichen Demonstrationen gegen jene israelischen Soldaten begaben, die die Baggerarbeiten mit der Waffe in der Hand sicherten, hatte der Protest Erfolg: Die Not, Frauen tätlich angreifen zu müssen, muslimische noch dazu, erhöhte die Hemmschwelle für die Soldaten, gewaltsam einzuschreiten.

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