Die Grande Dame aus Paris

  • Charlotte Noblet
  • Lesedauer: 2 Min.
Nénette - die Grande Dame
Nénette - die Grande Dame

So hat die Berlinale 2010 angefangen: mit Blick auf die Grande Dame aus Paris. Gelassen betrachtet die Diva ihre Fans: ein ziemlich junges Publikum. Die Kameras mag sie nach wie vor sehr gerne, aber sie dürfte schon seit langem gelernt haben, mit der Konkurrenz der Jüngeren umzugehen. Trotz ihrer roten Haaren ist Nénette nämlich nicht mehr die Jüngste, selbst ihr dritter Mann – der robuste Solak aus Leipzig – ist passé. Nénette ist einfach eine alte Dame geworden und dafür bekommt sie heutzutage auch viel Besuch… im Pariser Zoo „Jardin des Plantes“.

Seit 37 Jahren lebt das Orang-Utan-Weibchen in Paris. Mittlerweile gehört sie wirklich zur Familie der Menagerie: Kaum ein Pfleger hat all ihre drei Männer und vier Söhne kennen gelernt. Mit ihren vierzig Jahren hat die rothaarige Dame aus Borneo also eine lange Affenkarriere hinter sich.

Der französische Dokumentarfilm "Nénette" von Nicolas Philibert

Der Rhythmus des 70 Minuten lang Dokumentarfilms wird von den Kommentaren der Zuschauer/innen bestimmt : „Kann sie uns sehen?", „Kann sie uns verstehen?“, „Vermisst sie ihr Land?“, „Ist sie traurig?“

Und gesehen wird nur das Orang-Utan-Weibchen. Immer wieder geht es um Verwandtschaft, um Gefangenschaft. „Sie ist genauso alt wie Dein Papa.“, „ Sie sieht komischerweise wie ein Mensch aus.“

Das Jahr des Darwinismus ist wohl vorbei, aber Nénette ist im Jardin des Plantes hängen geblieben, als eine der ältesten noch lebenden Menschenaffen ihrer Art.

Und irgendwo zwischen Langeweile und Nichtstun schaut sie uns, die Kinobesucher/innen, an. Was sie von uns hält, verstehen wir nicht. Zwischen uns gibt es eine Scheibe.

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