Meine Sicht

Martin Kröger zum neuen Eklat um die Treberhilfe

  • Lesedauer: 2 Min.

Moralisch scheint die Sache klar: Da lebt ein Boss eines gemeinnützigen Unternehmens, das Obdachlose und Jugendliche mit Staatsknete betreut, in Saus und Braus in einer Villa mit Seeblick und Bootshaus. Als Dienstwagen hat sich der Mann einen italienischen Maserati-Luxus-Sportwagen zugelegt, mit dem er geschäftlich fröhlich durch die Gegend düst.

Soweit, so klar. Die Frage ist aber: War das Ganze, was sich da in den vergangenen Jahren in der Treberhilfe an dubiosen Praktiken entwickelt hat, auch strafrechtlich zu beanstanden? Und hier wird es schwierig: Denn bisher gibt es dafür keine hieb- und stichfesten Belege. Mitarbeiter, auch ehemalige, trauen sich bisher nur anonym an die Öffentlichkeit. Sie haben Angst. Warum eigentlich?

Das ebenso Perverse an der ganzen Debatte über die Treberhilfe ist aber, dass der Staat sich solche Charaktere wie Treberhilfe-Boss Ehlert erst selbst geschaffen hat: Ursächlich stammt nämlich die Idee, Wettbewerb unter den sozialen Diensten zu schaffen, von der schwarz-gelben Regierung Helmut Kohls aus den 90er Jahren. Daher die Möglichkeit für soziale Unternehmer, in begrenztem Maße Gewinn zu machen. Diese Chance, die der Staat offeriert, hat Ehlert mit großem Erfolg beim Schopf gepackt. Das ist sein Lebenswerk, um das er jetzt wie verrückt kämpft.

Ob und wie dabei eventuell die Gier Überhand nahm und Schmu betrieben wurde, das werden die nächsten Tage zeigen.

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