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Scheindebatte um Waffen für Afghanistan

Ex-Militärs und Politiker fordern schwere Kampftechnik / Erneut Zivilisten bei NATO-Angriff getötet

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach dem Tod von drei Bundeswehr-Soldaten bei Gefechten in Afghanistan wird zunehmend Kritik an Ausrüstung und Ausbildung der deutschen Truppen am Hindukusch laut. Die LINKE sprach von einer Scheindebatte, mit der vom Versagen der deutschen Afghanistanpolitik seit 2001 abgelenkt werden soll.

Berlin (Agenturen/ND). Nach den blutigen Kämpfen von Kundus am Karfreitag ist die Debatte über Ausrüstung und Ausbildung der Bundeswehr in Afghanistan voll entbrannt. Ex-Militärs fordern unter anderem mehr Kampf- und Transporthubschrauber, Aufklärungsdrohnen und Artillerieunterstützung. Der scheidende Wehrbeauftragte Reinhold Robbe bemängelte, dass das Training für Gefechtssituationen unzureichend sei. Der Zustand der vier schwer verwundeten Soldaten blieb am Dienstag stabil. Am Freitag findet eine Trauerfeier in Niedersachsen für die drei im Gefecht mit radikalislamischen Taliban gefallenen Fallschirmjäger statt.

Vor allem Ex-Militärs halten das Material, mit dem die Bundeswehr in Afghanistan agiert, für unangemessen. Der frühere Planungschef im Verteidigungsministerium, Ulrich Weisser, sagte dem Onlineportal der »Bild«-Zeitung, es sei inakzeptabel, dass die Bundeswehr in Afghanistan nicht über einen einzigen Kampfhubschrauber verfügt. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte der »Leipziger Volkszeitung«, er fordere bereits seit längerem Kampfhubschrauber.

Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, bemängelte in der »Sächsischen Zeitung«, die nötige Ausrüstung werde »immer zu spät, halbherzig und inkonsequent« zur Verfügung gestellt. Kujat sagte weiter: »Die jungen Soldatinnen und Soldaten werden von einer Nation geopfert, die ihnen alles an nötiger Technik zur Verfügung stellen könnte.« Er fügte hinzu: »Das ist ungeheuerlich.«

Der verteidigungspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Paul Schäfer, erklärte dagegen, die »nun angezettelte politische Scheindebatte über Ausbildung und Ausrüstung der Bundeswehr in Afghanistan soll vom Versagen der bisherigen Afghanistanpolitik der Bundesregierungen seit 2001 ablenken«. Weder den Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten vor Ort noch der afghanischen Bevölkerung sei damit gedient. Für die LINKE hätten die tragischen Ereignisse des Oster-Wochenendes noch einmal bestätigt, dass ein Strategiewechsel dringend erforderlich ist. »Nur durch den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und die Beendigung der NATO-Militärintervention können die Weichen für Frieden und Stabilität in Afghanistan gestellt werden«, betonte Schäfer.

Unterdessen wurde bekannt, dass NATO-Truppen bei einem Luftangriff in Südafghanistan erneut vier Zivilisten getötet haben. Wie die Internationale Schutztruppe ISAF am Dienstag mitteilte, beschossen Kampfflugzeuge am Vortag in der Provinz Helmand ein Gehöft, in dem sich angeblich Taliban verschanzt hatten. Als Bodentruppen anschließend in die Gebäude vorgedrungen seien, hätten sie neben vier getöteten Aufständischen auch vier tote Zivilisten entdeckt, darunter zwei Frauen und ein Kind. Erst am Montag hatte die NATO-geführte Schutztruppe eingeräumt, für den Tod von fünf Dorfbewohnern bei einer Militäroperation im Februar in der südöstlichen Provinz Paktia verantwortlich zu sein.

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