Alarm im Wattenmeer

Hunderte junge Seehunde tot aufgefunden

  • Lesedauer: 2 Min.
Viel mehr Seehunde als sonst sind im vergangenen Jahr im schleswig-holsteinischen Wattenmeer gestorben. Von den rund 900 toten Tieren waren die meisten Jungtiere.

Kiel (AFP/ND). An der Nordseeküste Schleswig-Holsteins ist offenbar ein Großteil der im vergangenen Jahr geborenen Seehundbabys gestorben. 2009 seien mehr als 900 Exemplare verendet, die meisten davon Jungtiere, teilte der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein am Montag in Kiel mit. Das seien »wesentlich mehr« Todesfälle als in den vergangenen Jahren. Nach Einschätzung eines mit der Untersuchung betrauten Experten ist anscheinend der größte Teil des dort im vergangenen Jahr geborenen Nachwuchses tot.

Als Ursache für die Sterbewelle gilt demnach in vielen Fällen der Befall mit dem Lungenwurm, der bei vielen toten Tieren bei Obduktionen festgestellt worden war. Die genauen Hintergründe sind unter den Experten jedoch umstritten.

1988 und 2002 war bei zwei verheerenden Seehund-Seuchen ein großer Teil des Seehunde-Bestands verendet. 2002 kamen allein im deutschen, niederländischen und dänischen Wattenmeer mindestens 10 000 Tiere und damit mehr als die Hälfte aller dort lebenden Exemplare um. Schuld war der sogenannte Staupe-Virus, der eine Epidemie auslöste. Hinweise auf ein erneutes Aufflammen der Krankheit fanden die Wissenschaftler bei den nun gestorbenen Tieren allerdings nicht.

In den vergangenen Jahren hatte sich der Bestand wieder erholt und war jedes Jahr um ein Zehntel bis ein Fünftel gewachsen. Im Sommer 2009 waren bei den jährlichen Zählflügen im schleswig-holsteinischen Teil der Nordsee 8415 Seehunde gesehen worden – so viele wie noch nie seit Beginn der Zählungen 1975.

Nach Angaben des Landesamts ist derzeit unklar, ob es sich bei dem Jungtiersterben von 2009 um den Beginn eines Trends oder eine Ausnahme handelt. Auch von der niedersächsischen Küste und aus den Niederlande werde aber ein »hochgradiger Lungenwurmbefall« gemeldet, berichtet das Amt.

Laut Behörde vermutet einer der mit der Untersuchung betrauten Wissenschaftler einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das Schrumpfen der Fischbestände habe zu einem Nahrungsengpass bei den Seehunden geführt, weswegen vor allem Jungtiere anfälliger für Krankheiten seien.

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