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Groß-Meister

Neo Rauch / Dem deutschen Malerstar wird in Leipzig und München gehuldigt

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich bin seltsamerweise schon mit einer solchen Fülle von Retrospektiven ausgestattet worden, dass ich mich manchmal fragen muss, wie alt ich eigentlich tatsächlich bin«, lässt sich der Maler zitieren. »Darauf kann ja manch 80-Jähriger nicht zurückblicken«, stellt Neo Rauch sachlich, ohne jeden Anflug unangemessenen Stolzes fest. Tatsächlich wird er am Sonntag 50. An diesem Tag präsentiert das Leipziger Museum der bildenden Künste die eine Hälfte der »Geburtstagstorte«, die andere, zwei Tage später, die Pinakothek der Moderne in München. Er hat diese Doppelausstellung »Begleiter« genannt. Denn mit seinen Bildern schaffe er sich seine eigene Welt – ähnlich wie ein Kind –, in ihnen habe er »Gefährten«, »Beschützer«, sagt der ohne seine Eltern Aufgewachsene.

Rauch hat Schutz – im direkten Sinne – wohl auch ein bisschen nötig. Denn derart viel Medienlärm vorab toste wohl noch nie bei einer Museumsschau eines Gegenwartskünstlers. Die Saloppschreiber sind schon an der Front, ebenso »Schmieranten« (Rauch). Unter denen sind Kunstkritiker bevorzugt Schönschreiber für Business-Künstler, jene Typen wie ein Damien Hirst: Großvermarktungstechniker, die reich wurden ungeachtet fragwürdigen Werts ihrer Kunst. Die Sprachrohre der Neider sehen den Wert ihrer »Aktien an der Wand« verfallen durch die Konkurrenz der modernen figurativen Malerei. Neo Rauch ist einer ihrer markantesten Vertreter. Und Marktspitzenwerte wie gut eine halbe Million Euro für ein Bild erreicht er längst.

Überdies: Trotz und wegen der Tatsache, dass Connaisseurs weltweit diesen Meister der großen Leinwände mit den gekonnten Farbfeiern und den in ihrer Rätselhaftigkeit bedrohlichen Figurenkompositionen adelten – dem Mann, der in Leipzig studierte, lehrt und dort sein Atelier hat, hängt immer noch seine Herkunft wie ein Verdikt an. Manchem Herabwürdiger geht der Erfolg des fleißigen, belesenen Mannes derart über den Horizont, dass er, statt sich mit der Sprache von Gemälde-Inhalt und -Ausführung zu beschäftigen, sich am Strohhalm der Worte Rauchs festklammert. An dem, was dieser Ernsthafte, Nachdenkliche treuherzig in die Notizblöcke und Mikrofone blick- und denkfauler Journalisten gibt. – Man gehe hin und sehe.

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