Das »Bombodrom« ist Geschichte
Bundeswehr gibt Standort im brandenburgischen Wittstock vollständig auf
Die Pläne für den umstrittenen Truppenübungsplatz in Nordbrandenburg sind endgültig vom Tisch. Wie das Verteidigungsministerium gestern mitteilte, bestehe für den Truppenübungsplatz Wittstock im Landkreis Ostprignitz-Ruppin kein »anderweitiger militärischer Bedarf« mehr. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe entschieden, dass der ehemalige Truppenübungsplatz der Sowjetarmee an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben werde, so das Ministerium. Die vorhandenen Kapazitäten der Bundeswehrübungsplätze reichten aus, hieß es gestern. Auch die Luftraumbeschränkungen für Wittstock werden aufgehoben. Nach Angaben des Ministeriums sind rund 80 Mitarbeiter auf dem Übungsplatz beschäftigt.
Gegen die militärische Nutzung des rund 14 000 Hektar großen Areals hat die Bürgerinitiative »Freie Heide« rund 17 Jahre protestiert. Im März vergangenen Jahres hat das Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg entschieden, dass in der Heide keine Tiefflieger trainieren dürfen. Im Juli dann teilte der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) mit, dass die Bundeswehr das Gelände nicht mehr als Luft-Boden-Schießplatz nutzen werde. Die Entscheidung wurde damals als klarer Sieg für die Protestbewegung gefeiert. Die militärische Nutzung des Areals aber blieb weiter offen. Bis gestern.
»Wir freuen uns natürlich sehr, unser Gesamtziel erreicht zu haben«, sagte Pfarrer Benedikt Schirge, Sprecher der Bürgerinitiative, der Nachrichtenagentur dpa. »Dieser Entschluss ist konsequent und war längst überfällig«, erklärte Kirsten Tackmann, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei aus Kyritz. »Das Bombodrom im Nordwesten Brandenburgs ist nun endlich Geschichte«, so die Politikerin.
Auch Peter Strutynski, Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, begrüßte gegenüber ND den Verzicht. »Es lohnt sich aber, weiter am Ball zu bleiben«, sagte der Friedensforscher und spielte damit auf die anderen Truppenübungsplätze in der Bundesrepublik an. Im niedersächsischen Nordhorn sowie im bayerischen Siegenburg gibt es Luft-Boden-Schießplätze. Dort hat sich ebenfalls Widerstand formiert.
Eine kommunale Arbeitsgemeinschaft arbeite im Moment an einem Konzept für die weitere Verwendung des Geländes, so Schirge. Im Gespräch sind eine Nutzung für regenerative Energie sowie für die Tourismusindustrie. Nach wie vor befinden sich in der Heide Munitionsreste und Blindgänger aus Sowjetzeiten.
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