Giftpfeile gegen die Primadonna

Schalkes Trainer Felix Magath gefällt sich auch nach dem Sieg bei Hertha BSC in der Rolle des Titelrennen-Orakels

  • Christian Heinig, Berlin
  • Lesedauer: 3 Min.

Gäbe es auf der Bundesliga-Bühne eine Trophäe zu vergeben, die der Trainer mit den kernigsten Stichel-Methoden erhält, dann wäre Felix Magath, der Stammesführer der Region Gelsenkirchen und ihres Reviertrupps FC Schalke 04, mit Sicherheit ein heißer Kandidat. Gerade wieder sind die Stichel-Festspiele in vollem Gange, in der Hauptrolle: Sir Giftpfeil Magath, in der Opferrolle: die Primadonna FC Bayern. Das klingt dann so: »Bayern hat noch zweimal die Möglichkeit, auszurutschen.« Pieks, so stichelt Magath.

Und die Gepiesackten pieksen natürlich pfeilschnell zurück. »Es ist doch nichts passiert. Magath hat keinen Grund zu frohlocken«, findet Uli Hoeneß, der FCB-Präsident. Nun ja, so ganz recht hat Uli Hoeneß damit nicht, passiert nämlich ist schon etwas. Sein FC Bayern, der zuletzt noch zwei Zähler vor dem FC Schalke rangierte, hat am Sonnabend nur 1:1 in Mönchengladbach gespielt, den Gelsenkirchenern gelang hingegen ein 1:0 bei Hertha BSC, wodurch sie nach Punkten wieder aufschlossen zum Tabellenführer, jetzt, da noch zwei Spielrunden anstehen.

Magath, der Fußball-Weise, hatte das prognostiziert. Die Bayern seien durch ihre Bundesliga-Nebentätigkeit, jene in der Champions Legaue, immerhin zusätzlich belastet. Und so verkündete der Schalker Trainer in den Katakomben des Berliner Olympiastadions recht genüsslich: »Ich drücke Bayern die Daumen, dass sie ins Champions League-Finale einziehen.« Dann nämlich, orakelte er, werden sie in der Liga noch einmal Remis spielen, und für sein Schalker Team gelte: »Mit zwei Siegen ist die Meisterschaft drin.«

So langsam dürften die Gelsenkirchener den Bayern wie eine lästige Schmeißfliege vorkommen, die sich nicht abschütteln lässt. Gerade drei Wochen ist es her, da hatten die Münchner 2:1 auf Schalke triumphiert, der Weg zum Titel schien nur noch Formsache. Das war einmal, und daran, dass es für die Schalker wieder Hoffnung gibt, hatte in Berlin vor allem Manuel Neuer, der Torwart, einen bedeutenden Anteil.

Zweimal rettete er gegen Raffael und Gekas in höchster Not, das war zwischen der 65. und 75. Minute, der besten Phase der Berliner, die nun seit über 250 Tagen vergeblich auf einen Erfolg im Olympiastadion warten, und die mit dem fünfzehnten Heimspiel in Serie ohne Sieg einen traurigen Rekord einstellten: den von Tasmania Berlin, der schlechtesten Bundesligaelf aller Zeiten, aus der Saison 1965/66.

»Wir machen die Dinger einfach nicht rein. Das ist nicht Pech, das hat mit fehlender Qualität zu tun«, schimpfte Hertha-Torwart Jaroslav Drobny, der sich mit Blick auf die schwache Bilanz mit nur zwei Heimtreffern in der Rückrunde sogar einen Seitenhieb auf das Management erlaubte: »Wir hätten Pantelic nicht verkaufen dürfen, mit ihm würden wir nicht da unten stehen.«

Drobny selbst war in der 87. Minute der Unglücksrabe, als er einen Kopfball von Farfan abwehrte, der genau vor die Füße von Schalkes Heiko Westermann kullerte, der sich die Chance nicht nehmen ließ. Für Hertha bleibt damit alles beim Alten, es sind weiterhin fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Manager Michael Preetz: »Vorbei ist es, wenn nichts mehr möglich ist. Aber wir können die Tabelle lesen.«

Das kann auch Schalke, und sie werden es gewiss gern zweimal tun, immerhin haben sie bereits jetzt die direkte Qualifikation für die Champions League sicher. Sie dürfen nun bald mitmusizieren im Konzert der Königsklasse. Und bis es soweit ist, wird sicher, so lang' es geht, weiter gestichelt.

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