Langer Atem

Standpunkt von Kurt Stenger

Es ist klar, dass die Kreditlinien für Griechenland rasch beschlossen werden müssen. Die einzige Alternative wären noch massivere Verwerfungen, als sie die Athener Sparpakete beinhalten, und die Gefahr von Spekulationsattacken auf andere Euro-Staaten. Gleichzeitig müsste die Bundesregierung endlich ihre Widerstände gegen eine strenge Regulierung der Finanzmärkte aufgeben, damit sich solche Krisen nicht wiederholen. Doch Realpolitik ist ein mieses taktisches Spiel: Die Kanzlerin drängt ohne Abstriche auf das Athener Sparpaket, obwohl dies die soziale Stabilität Griechenlands bedroht. Zu Hause lässt sie sich von der Opposition Zustimmung zum Eilverfahren geben, Einfluss auf die ergänzende Entschließungserklärung bekommt diese aber nicht.

Dass Schwarz-Gelb nun die Schaffung einer EU-Ratingagentur befürwortet, darf nicht als Entgegenkommen verstanden werden. Pläne dafür liegen längst in Brüsseler Schubladen, doch wurden sie wie vieles nach der Entspannung der Finanzkrise auf die lange Bank geschoben. Gleichzeitig wäre die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die die SPD als Gretchenfrage für ihre Zustimmung ansieht, alleine nicht ausreichend.

Dies zeigt, dass nach den Notkrediten das Ringen um eine ernsthafte Finanzmarktregulierung und eine soziale, ökonomisch vernünftige Neuordnung der Euro-Währungsunion erst richtig beginnen müsste. Die eigentliche Gefahr für die Bürger in Europa ist, dass genau dies wieder nicht geschieht.

- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.