Über Pfingsten zurück zur Natur

Bauern bepflanzten für zwei Tage Pariser Champs-Elysées

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.
Selten hat die Pariser Prachtavenue Champs-Elysées ihren Namen – Elysische Felder – mit soviel Recht getragen wie an diesem Pfingstwochenende. Für 48 Stunden haben Bauern aus dem ganzen Land die breite Paradestraße auf 1,2 km Länge mit Getreide, Gemüse, Blumen, Weinstöcken, Hecken und Bäumen bepflanzt.
Anziehungspunkt auch über Pfingsten: Der Champs-Elysées
Anziehungspunkt auch über Pfingsten: Der Champs-Elysées

Mehr als zwei Millionen Einwohner von Paris und Touristen aus dem In- und Ausland ließen sich das Schauspiel nicht entgehen: Sie spazierten auf den Wegen zwischen den für zwei Tage mit Getreide, Gemüse etc. bepflanzten »Feldern« des Champs-Elysées.

Die Aktion »Nature capitale« wurde vom Verband der Jungbauern organisiert, um an die Rolle der Landwirtschaft zu erinnern und auf die Lage der Bauern aufmerksam zu machen. Deren Einnahmen sind im vergangenen Jahr um 34 Prozent gesunken und viele können im laufenden Jahren mit ihren Verkäufen nicht einmal die Selbstkosten decken. Die Handelsketten drücken die Aufkaufpreise und bevorzugen nur zu oft billige Importe. Die Beihilfen der EU sinken und die Maßnahmen der Regierung, die 1,8 Milliarden Euro Kredite und 650 Millionen Euro Hilfszahlungen zugesagt hat, werden nach Überzeugung der Betroffenen dem Problem nicht gerecht. »Wir wollen uns aber nicht über unsere Situation beklagen, sondern vor allem unsere Arbeit und ihre Früchte zeigen«, betonte William Villeneuve, der Vorsitzende des Jungbauernverbandes JA. Gleichzeitig sollten die Verbraucher zu einem bewussteren Umgang mit Nahrungsmitteln ermahnt und angehalten werden, einheimische Produkte zu kaufen. Dazu waren an den zwei Tagen 1200 Mitglieder des Jungbauernverbandes, nachdem sie in der Nacht beim Aufbau geholfen hatten, über die Champs-Elysées verteilt, um die Besucher zu informieren und mit ihnen zu diskutieren. Viele Familien nutzten die Gelegenheit, ihre Kinder mit den verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen, Pflanzen oder Bäumen vertraut zu machen, die mit informativen kleinen Schildern versehen waren. All diese Kulturen waren speziell für diese Aktion in 8000 flachen, mit Erde gefüllten und jeweils etwa 300 kg schweren Kästen herangezogen worden. Zwischen den Kästen ließ man Wege für die Besucher frei, die sich angesichts des Andrangs als oft zu knapp bemessen erwiesen. Allein 18 000 Quadratmeter waren mit Bäumen der verschiedensten Art bedeckt. Hinzu kamen einige Gehege mit Kühen, Schweinen, Ziegen und Schafen. Am Straßenrand haben Bauern aus verschiedenen Gegenden des Landes an Ständen Pflanzen und Produkte ihrer Region verkauft. Diese Einnahmen dienten zusammen mit den Beiträgen von Sponsoren zur Finanzierung der Aktion, deren Kosten auf 4,2 Millionen Euro veranschlagt wurden. In der Nacht zum Dienstag musste alles innerhalb weniger Stunden abgeräumt und abtransportiert werden, um die Straße wieder für den Autoverkehr frei zu machen. Die sehr erfolgreiche Veranstaltung der Jungbauern knüpfte an eine ähnliche Aktion an, die vor 20 Jahren auf den Pariser Champs-Elysées stattgefunden hatte. Seinerzeit war die Straße auf ihrer ganzen Breiten und auf mehr als einen Kilometer Länge mit reifem Getreide bedeckt, das vor den Augen der Pariser mit Sensen geerntet und mit Flegeln gedroschen wurde.

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