Ihre Zukunft ist ungewiss

WM-Trainer: Lippi, Rehhagel und Parreira gehen / Domenech weg

  • Thomas Nowag, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Für viele Nationaltrainer wird der Abschied von der Fußball-WM der Beginn einer Reise ins Ungewisse. Am späten Mittwochabend war auch die »Ottokratie« in Griechenland beendet – Otto Rehhagel verkündete nach neun Jahren seinen Abschied von der Fußball-Bühne.

Auch für WM-Experte Carlos Alberto Parreira (67), Trainer der Südafrikaner, ist der letzte Vorhang gefallen. Marcello Lippi wird den Weltmeister Italien nach dieser WM nicht mehr betreuen, Raymond Domenech brachte ganz Frankreich zur Weißglut und wird in Frankreich mit Schimpf und Schande verabschiedet.

Ein anderer hat sich dermaßen diskreditiert, dass er als Nationaltrainer kaum noch tragbar ist. Vladimir Weiss aus der Slowakei beschimpfte Journalisten als »verdammte Schwuchteln«, drohte einem Reporter Prügel an und versuchte anschließend, mit einer zaghaften Entschuldigung davonzukommen.

In Nigeria wird offen gegen Lars Lagerbäck rebelliert. »Es war ein Fehler, ihn zum Nationaltrainer zu machen. Ich habe ihm gesagt, dass er mir und den anderen Spielern mehr Respekt hätte erweisen müssen«, sagte Stürmer Peter Odemwingie: »Wenn man auf die Resultate schaut, darf er auf keinen Fall Nationaltrainer bleiben.«

Das Denkmal Rehhagel verabschiedete sich nach dem WM-Aus und schwärmte von »neun herrlichen Jahren. Alles Schöne hat einmal ein Ende. Der Kreis schließt sich, und ich freue mich, mit Euch so viel erreicht zu haben«, sagte der 71-Jährige laut »kicker online« seiner Mannschaft vor dem Rückflug nach Griechenland am Donnerstag.

Dort wurde zuletzt schon fleißig über mögliche Nachfolger spekuliert. Der Nachrichtensender Skai berichtete, dass Fernando Santos aus Portugal in den Startlöchern steht. Auch der Bosnier Dusan Bajevic wird als potenzieller Thronfolger von »König Otto« genannt. Beide Kandidaten versprechen offensiveren und moderneren Fußball als unter dem »Betonmischer«.

Parreira machte ebenfalls Nägel mit Köpfen. Er legte sein Amt nieder, der Vertrag läuft zum 15. Juli aus. »Wenn, dann werde ich nur noch Trainer in Brasilien«, sagte er auf die Frage, ob er nicht weitermachen wolle: »Ich denke, das ist eine weise Entscheidung. Wir haben sehr hart gearbeitet, wir haben in der ganzen Zeit nur ein Spiel verloren. Ich bin sehr stolz. Vor Südafrika liegt ein langer Weg. Macht weiter so, arbeitet so weiter.«

Mit fünf verschiedenen Teams war der Weltmeister von 1994 (mit Brasilien) insgesamt sechsmal bei einer WM dabei. Als Favorit auf die Nachfolge gilt der bisherige Assistent Pitso Mosimane.

In Italien, Frankreich, Australien und Kamerun hat sich das Trainerkarussell schon gedreht. Cesare Prandelli sowie Laurent Blanc werden künftig den Weltmeister 2006 sowie Vize-Weltmeister 2006 trainieren, Australiens Trainer Pim Verbeek hört nach dem Vorrunden-Aus auf und wird Technischer Direktor des Fußball-Verbandes von Marokko. Sein Nachfolger: Wahrscheinlich Paul Le Guen, der Kamerun verlassen wird.

Auch in Algerien ist die Lage klar: Rabah Saadane steht vor dem Aus. »Ob ich weitermache? Ich glaube, viele Menschen würden es gerne sehen, dass ich es tue. Aber warten wir ab, was der Präsident unseres Verbandes sagt«, sagte er nach dem WM-Aus der »Wüstenfüchse«. Ob das nationale nordkoreanische Sportkomitee Kim Jong-Hun das 0:7 gegen Portugal durchgehen lässt, ist fast undenkbar.

Übrigens: Was mit Joachim Löw nach der WM passiert, ist noch offen. Bei einem Vorrunden-Aus wäre der Bundestrainer wohl zurückgetreten, nun hängt alles davon ab, wie weit Deutschland noch kommt. Achtelfinalgegner England dagegen handelt gegen den Trend bei dieser Weltmeisterschaft – der Vertrag mit Head Coach Fabio Capello wurde jüngst bis 2012 verlängert.

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