Ein Sieg für ganz Afrika

Ghana feiert nach 2:1-Sieg gegen die USA den Viertelfinaleinzug

  • Christian Hollmann, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Afrika platzt vor Stolz, der ganze Kontinent liegt Ghanas »Black Stars« zu Füßen. »Das war ein großer Tag für Afrika«, meinte Ghanas Kapitän John Mensah überglücklich nach dem 2:1-Zittersieg im WM-Achtelfinale gegen die USA. Mit seinem Treffer in der dritten Minute der Verlängerung schoss Asamoah Gyan das letzte verbliebene »Heim«-Team unter die besten Acht bei der Fußball-WM in Südafrika. »Ich bin der glücklichste Mann der Welt«, jubelte der Torjäger von Stade Rennes.

Auch das WM-Organisationskomitee frohlockte nach dem Triumph des Teams um Kevin-Prince Boateng, der mit seinem fulminanten Führungstor den Weg ins Viertelfinale geebnet hatte. »Wir sind sehr begeistert, dass Ghana es geschafft hat und ganz besonders glücklich, dass ein afrikanisches Team weitergekommen ist«, sagte Sprecher Rich Mkhondo.

Gegen Uruguay dürfen die Ghanaer am Freitag nun sogar auf den größten WM-Erfolg einer afrikanischen Mannschaft überhaupt hoffen. Noch nie hat es ein Team des Kontinents bei einer WM bis in die Vorschlussrunde geschafft. »Alles ist möglich im Fußball. Wir dürfen uns das Träumen nicht verbieten«, meinte der zum »Mann des Spiels« gewählte André Ayew. »Wir sind sicher, dass ihr es jetzt auch bis ins Finale schafft«, versicherte Südafrikas Regierungspartei ANC via Grußbotschaft.

Dagegen verließen die geschlagenen US-Amerikaner völlig frustriert das Royal-Bafokeng-Stadion in Rustenburg. Präsident Barack Obama hatte beim G20-Gipfel in Toronto vergebens am TV mitgezittert, Edelfan Bill Clinton machte auf der Tribüne ein langes Gesicht. »Fußball ist manchmal ein grausames Spiel. An einem Tag bist Du ganz oben, am nächsten liegst Du total am Boden«, sagte US-Star Landon Donovan.

Sein Elfmetertreffer zum zwischenzeitlichen Ausgleich reichte nicht, um das Spiel zu drehen. »Es ist hart, jetzt nach Hause zu gehen«, klagte Keeper Tim Howard, den bei Boatengs 1:0 eine Mitschuld traf. Dabei hatten sich die US-Boys zuvor ganz unverhohlen schon bis ins Halbfinale gerechnet, gegen Ghana und Uruguay schien der größte WM-Erfolg seit 80 Jahren möglich. »Das ist eine harte Lektion, aus der wir lernen müssen«, sagte Coach Bob Bradley.

Auf den Straßen von Ghanas Hauptstadt Accra tobte da längst die Party der Fans – und ganz Afrika freute sich mit. »Die ›Black Stars‹ lassen die Fahne Afrikas weiter hoch fliegen«, schrieb die Zeitung »Vanguard« aus Nigeria. Internetforen und Blogs quollen über vor lauter Freudenbotschaften vom Schwarzen Kontinent.

Trotz klirrender Kälte empfingen hunderte Anhänger in der Nacht ihre Helden trommelnd und singend am Mannschaftshotel in Sun City. Den deutschen Vorrundengegner scheinen die enormen Erwartungen nach dem schnellen Aus der anderen fünf afrikanischen Teams nicht zu lähmen, sondern sogar zu beflügeln. »Jetzt kämpfen wir für sie alle. Und wir spüren, dass Afrika hinter uns steht«, erklärte Ayew.

Der Sohn von Ghanas Fußball-Idol Abédi Pelé wird den »Black Stars« im Viertelfinale in Johannesburg allerdings wegen einer Gelb-Sperre ebenso fehlen wie Innenverteidiger Jonathan Mensah. »Das ist ein riesiges Problem für uns – die Karten und die Verletzungen«, meinte Trainer Milovan Rajevac. Er muss auch um den stark spielenden Boateng bangen, der wegen einer Oberschenkelblessur vorzeitig vom Platz musste. »Unsere Mediziner haben viel Arbeit vor sich«, sagte Rajevac.

USA: Howard - Cherundolo, DeMerit, Bocanegra, Bornstein - Bradley, Clark (31. Edu) - Donovan, Dempsey - Findley (46. Feilhaber), Altidore (91. Gomez).

Ghana: Kingson - Inkoom (113. Muntari), Pantsil, Jonathan Mensah, John Mensah, Sarpei (73. Addy) - Annan, Boateng (78. Appiah) - Asamoah, A. Ayew - Gyan.

Tore: 0:1 Boateng (5.), 1:1 Donovan (62., Foulelfmeter), 1:2 Gyan (93.). Schiedsrichter: Kassai (Ungarn). Zuschauer: 34 976.

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