Einwürfe, Fußnoten

Fußball-WM (18)

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

HEUTE GEGEN ARGENTINIEN! Joachim Löw sagte »Ja«. Es klang wie das berühmteste »Ach« der deutschen Literaturgeschichte,

Alkmene haucht es in Kleists »Amphitryon«. Sie haucht es, aber der Hauch hat auch etwas Foppendes, Freches. Ein Wörtlein, in heiterer Übereinstimmung mit einem Schicksal gesagt, von dem man nur Gutes erhoffen möchte.

Ja. Löw sprach so zu Journalisten – auf die Frage, ob Deutschland heute siegen würde. Vor dieser Antwort hatte er eine winzige Pause gemacht. Sie war die eigentliche Antwort. Schweigen, das freilich niemand wahrnahm. Weil doch die Spielregel anders ist: Selbstbewusste Antworten sind Pflicht.

Löw spielte zur Hälfte mit. Er bot mit seinem »Ja« die blanke Ideologie, und Ideologie ist, wenn jemand sehr fest von etwas überzeugt ist, ohne unbedingt noch daran zu glauben. Mit diesem Wörtchen wollte der Bundestrainer natürlich zugleich ein Quentchen Idealismus verbreiten, das ist, wenn man von einer Sache vorsätzlich mehr hält, als später dran gewesen sein wird.

Das ist die Hälfte der Wahrheit. Jetzt nämlich darf man das Lächeln nicht missachten, das Löw aufsetzte. Es erhob das »Ja« in den Hochadel der Ironie. JA! zu Löw.

Die deutsche Elf der Siebziger setzte man ins Verhältnis zur entspannenden Europapolitik Brandts. Vogts verkörperte das aussitzerische System Kohl. Soll man bei Löw nun Merkel mitdenken? Jetzt weiß ich, was diesem Text hier fehlt. Ein entschiedenes, ganz ironiefreies »Nein«.

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