Endlich einmal von vorne

BMC-Manager Rihs freut sich an der Ausgangsposition von Cadel Evans

  • Tom Mustroph, Gueugnon
  • Lesedauer: 2 Min.
Tom auf Tour - Tom Mustroph, Radsportautor und Dopingexperte, berichtet zum neunten Mal für ND von der Tour de France.
Tom auf Tour - Tom Mustroph, Radsportautor und Dopingexperte, berichtet zum neunten Mal für ND von der Tour de France.

Andy Rihs scheint vor Stolz und Freude schier zu platzen. Denn Cadel Evans, der australische Frontmann des vom Schweizer Hörgeräte-Mogul finanzierten Radteams BMC Racing ist derzeit von allen Favoriten der Tour de France am besten im Gesamtklassement platziert. 30 Sekunden liegt er vor dem Luxemburger Andy Schleck (Saxo Bank), eine Minute vor Titelverteidiger Alberto Contador (Astana/Spanien) und knapp zwei Minuten vor dem US-Amerikaner Lance Armstrong (Radioshack). Diese hervorragende Ausgangssituation hat sich Evans durch seine schlaue Fahrt über das Kopfsteinpflaster gesichert.

Schon bei der legendären Schlammetappe beim Giro d'Italia im Mai war er der stärkste Klassementfahrer. »Der Kerl kann es immer dann, wenn es schwierig wird. Dann lässt er es krachen«, sagt Rihs in gewohnt burschikoser Art. Der Milliardär ist sich durchaus des reizvollen Kontrastes zwischen volksnahem Auftreten und kühlem Entscheiden auf oberster Managementetage bewusst. Beim Radsport kann er beides ausleben.

Gemeinsam mit Bruder Hans-Ueli, mit dem er die auf knapp zwei Milliarden Franken geschätzte Sonova-Gruppe führt, tritt er bei der Tour als Fan unter Fans auf. »Ich habe mich hier als Sommelier des Teams in die Hotelliste eingetragen. Ich wollte auch eine Aufgabe haben«, scherzt der Weinliebhaber. Bruder Hans-Ueli hat für sich die Rolle des »Enthusiasmus-Beauftragten« entdeckt. Mit BMC-Hütchen auf dem Kopf und Fotoapparat vor dem Bauch ist er auf der Jagd nach den schönsten Bildern dieser Tour de France.

Beide sind auch selbst ziemlich häufig auf dem Rad. Hans-Ueli hat Andy ursprünglich zum Radsport gebracht. »Schenk dem Dicken auch mal ein Rad«, soll der lokale Fahrradhändler vor drei Jahrzehnten dem drahtigen Hans-Ueli nahegelegt haben. Seitdem ist Andy dabei und hat den Radsport als Marketing- und Kommunikationsinstrument schätzen gelernt. Sitzungen verlagert er gern auf das Rad. »Da kommst du in einen Fluss. Du kannst frei denken und findest Lösungen, auf die du in einem Konferenzraum nie gekommen wärst«, schwärmt er.

Von einem durchaus positiven Nebeneffekt des eigenen Radsportengagements redet er weniger gern. Schweizer Zeitungen mäkeln mitunter an der unternehmerischen Leistung der Rihs-Brüder. Ihre Hörgerätefirma profitiert von einem Vertrag mit der Schweizer Invalidenversicherung IV, der eine Monopolstellung und hohe Abnahmepreise für die qualitativ sicher guten Geräte garantiert. Das Image im Radsport überstrahlt bislang diese Anwürfe. Mit dem Weltmeister Cadel Evans (Foto: AFP), der derzeit die Tour de France einmal von Beginn aus einer vorderen Position aus bestreiten kann, fällt noch mehr Glanz auf die Marken von Rihs.

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