Ohne Hightech auf Titeljagd

Bei der EM in Budapest treten die Schwimmer wieder in Textil an, mit Ausnahme der Langstreckler

  • Lesedauer: 3 Min.

Vor vier Jahren ging in Budapest erstmals Britta Steffens Stern auf, doch auch ohne die verletzte Doppel-Olympiasiegerin sollen die deutschen Schwimmer in Europa oben bleiben. Mit 21 Medaillen plant die Verbandsspitze für die Europameisterschaften, die von heute an bis zum 15. August in Ungarns Hauptstadt ausgetragen werden. »Der Ausfall von Britta kostet uns sicherlich drei bis vier Medaillen, da muss der Rest des Teams in die Bresche springen«, fordert der Direktor Leistungssport, Lutz Buschkow, vom insgesamt 44-köpfigen Kader.

Neben Doppel-Weltmeister Paul Biedermann (Halle/Saale) könnten Schmetterlings-Weltrekordler Steffen Deibler (Hamburg) und Rücken-Vizeweltmeisterin Daniela Samulski (Essen) sowie die Staffeln für die erhofften elf Becken-Medaillen sorgen. Biedermann muss sich allerdings harter Konkurrenz erwehren, gerade über die 400 Meter Freistil. Gleich zwei Franzosen liegen in der Jahresbestenliste vor dem 23-Jährigen.

»Als Weltmeister springt man nicht ins Wasser, um bei einer EM um Bronze zu kämpfen«, sagt Biedermann. Der Titelverteidiger hat gerade über die lange Mittelstrecke mit der Umstellung nach dem Verbot der Hightech-Ganzkörperanzüge zu kämpfen. Die bei allen Schwimmern notwendige Gewichtsabnahme geht teils zulasten der Spritzigkeit. Biedermann-Freundin Britta Steffen wird ihrem Lebensgefährten wohl von der Tribüne aus die Daumen drücken.

Den Auftakt zur Medaillenhatz in 61 Entscheidungen, die etwa 1500 Athleten aus 44 Ländern angehen, bestreiten am Mittwoch die Langstreckler. Im Plattensee hat Rekord-Weltmeister Thomas Lurz (Würzburg) Siegchancen über 5 und 10 Kilometer. Anders als bei der WM im Juli in Roberval (Kanada) sollte das Wasser in der »Badewanne« Balaton warm genug sein. Neben Lurz könnten auch Weltmeisterin Angela Maurer (Mainz) und der neue Teamwettbewerb zu den angestrebten drei deutschen Medaillen am Plattensee beitragen.

Im Gegensatz zu den Beckenschwimmern sind für die Langstreckler Anzüge aus Textil weiter erlaubt. Allerdings gibt es Zoff, weil die Konkurrenz davon profitiert, dass die deutschen Anzüge die noch bis vor gut zwei Wochen erlaubt waren, als regelwidrig verboten wurden. Getragen werden dürfen nun lediglich Anzüge ohne Reißverschlüsse. Darauf können jedoch nur wenige Konkurrenten wie der italienische Weltmeister Valerio Cleri zurückgreifen. Ein klarer Nachteil für Lurz. »Das ist Mist. Man trainiert das ganze Jahr und dann sowas. Damit verdiene ich doch auch mein Geld«, schimpft der Würzburger. Wir warten täglich auf die Lieferung der zugelassenen Produkte.«

Wie die Beckenschwimmer beginnen auch die Wasserspringer ihre Wettkämpfe erst am 9. August im Budapester Hajos-Alfred-Tamas-Szechy-Bad auf der Margareteninsel in der Donau. Das von Buschkow ausgegebene Ziel von sieben Medaillen scheint auf den ersten Blick hoch gegriffen, doch mussten sich die DSV-Springer im Vorjahr bei der medaillenlosen WM von Rom meist nur der Konkurrenz aus Übersee geschlagen geben. Insbesondere die Synchronduos springen in Budapest um den Sieg mit. Krasse Außenseiter sind hingegen die deutschen Synchronschwimmerinnen, die nur im Duett starten. dpa/SID/ND

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