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Teamschleifer
Mano Menezes / Der 48-Jährige feiert heute sein Debüt als Brasiliens Fußball-Nationaltrainer
In Brasilien ist die Sehnsucht groß, jene nach dem »jogo bonito«, dem schönen Spiel. An den Stränden zwischen Rio und São Paulo hört man, die Engländer hätten zwar den Fußball erfunden, aber das wahre Spiel, das käme aus Brasilien. Dort vergöttern sie den Tanz mit dem Ball, so wie ihn erstmals Pelé und Garrincha in den 50er Jahren aus dem Fußgelenk zauberten, und der kultiviert wurde bis in die späten 80er durch Sambafüßler wie Zico oder Sócrates. Diese Magie, die Brasiliens Nationalteam in den vergangenen 20 Jahren aber so gar nicht mehr zeigen wollte, und nach der das Volk so lechzt, soll nun ein einzelner Mann zurückbringen. Es ist Mano Menezes, der heute im Testspiel gegen die USA sein Debüt als brasilianischer Nationaltrainer feiert. Er soll der Erlöser sein. Seine Mission ist hinkelsteingroß.
Menezes, der vollständig Luiz Antonio Venker Menezes heißt, wurde im Süden Brasiliens geboren, in Passo do Sobrado. Er ist international eher unbekannt. Seit 13 Jahren arbeitet er im Profigeschäft, zuletzt führte er Corinthians São Paulo zum Pokalsieg, sein bisher größter Erfolg. Er gilt als gewiefter Taktiker und als Teamschleifer – Fähigkeiten, die er brauchen kann. Zweimal sind die Brasilianer bei Weltmeisterschaften zuletzt im Viertelfinale gescheitert. 2006 in Deutschland, weil die Stars um Ronaldinho und Ronaldo wie ein kleinkindverspielter Zirkus auftraten, und zuletzt 2010 in Südafrika, weil dort mit mätzchenlosem Effektivfußball die Ideen fehlten. Zwei Totalcrashs. Und ein weiterer ist verboten, denn 2014 ist Brasilien WM-Gastgeber. Menezes' Aufgabe ist nicht nur, seinem Volk wieder eine Seleção zu schenken, die nicht geizt mit Übersteigern, Ballstreichlern und Hüftwacklern, sondern auch eine, die das Trauma von 1950 vergessen macht, als Brasilien bei der ersten Heim-WM im Finale Uruguay 1:2 unterlag.
Für den USA-Test hat Menezes nur vier WM-Spieler nominiert, er will der Seleção ein junges Gesicht verleihen. Aber kann er auch Erlöser sein? Er selbst sagt, er sei sich über den Riesendruck »im Klaren«. Er steht für Spielkunst gepaart mit Disziplin. »Spanien ist die Inspiration«, sagt er. Diese Idee vom Weltmeister will er kopieren. 1433 Tage sind es noch bis zum WM-Finale. Der Erlöser-Countdown läuft.
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