Goldküste

Wolfgang Schreyer schlägt nochmal zu

  • Roland Müller
  • Lesedauer: 2 Min.

Im x-ten Jahr nach der Wende haben wir alle gelernt, mit dem gewöhnlichen Kapitalismus umzugehen. Jeder kämpft gegen jeden, hat Brecht einmal in einer seiner Keuner-Geschichten gesagt. Bei Schreyer vollzieht sich das anhand einer wie immer bei ihm sehr spannungsgeladenen Geschichte direkt am Ostseestrand. Denn inzwischen ist auch der Strand südlich des Darßwaldes zur Goldküste geworden. Dort streiten sich zwei alte Freunde aus DDR-Zeiten verbissen um ein Grundstück auf der Düne. Die Nerven liegen blank, die Rezession besorgt den Rest; es geht zu wie bei Shakespeare – nur eben ganz heutig.

Natürlich hat der Autor seiner Hauptgestalt, dem Ex-Oberkommissar Wendt – James Bond lässt grüßen! – ein Superweib mitgegeben, denn keine gute Story ohne Love. In diesem Falle zieht es den Mann fast wie im Märchen zu der ach so reizvollen Bettina. »Ist er für sie, die Frau des klügeren der zwei Feinde, nur ein guter Mensch, oder bedeutet er ihr mehr? Doppelt so alt wie sie, sieht er trotzdem eine Chance.«

Auf dem Cover des Scheunen-Verlags strahlt Wolfgang Schreyer, Jahrgang 1927, mit seinem Silberbart viel Optimismus aus. Immerhin beträgt die Gesamtauflage seiner Kriminalromane sechs Millionen Exemplare.

Ein Schreyer-Krimi ist immer ein Lesegenuss, weil mit Ironie und Menschenkenntnis voll aus dem Leben und mitunter auch mit Kaltschäuzigkeit daran vorbei gegriffen wird.

Wolfgang Schreyer: Der Leuchtturm. Roman. Scheunen-Verlag. 220 S., brosch., 12 €.

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