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Keine Ansteckungsgefahr

Bundestrainer Löw will nach dem 6:1 gegen Aserbaidshan nicht schwärmen – zufrieden ist er aber

  • Mark Wolter, Köln
  • Lesedauer: 4 Min.

Fragen, Antworten und Erklärungen gehören zum Fußballerdasein unweigerlich dazu. Das ist in der Liga so, und erst recht bei der Nationalmannschaft. Selbst dann, wenn ein Spiel, wie das der DFB-Auswahl am Dienstagabend in Köln, für sich selbst spricht und es eigentlich kaum etwas Erhellendes zu sagen gibt. Und so blieb auch dem gefragtesten Spieler nach der EM-Qualifikationspartie gegen Aserbaidshan nur das zu sagen, was alle schon gesehen hatten. »Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute ein tolles Spiel gemacht und verdient gewonnen«, sagte Lukas Podolski nach dem 6:1 in seinem Heimstadion.

»Diese Mannschaft hat Spaß daran, Fußball zu spielen und Tore zu schießen«, blieb auch die einzige Erkenntnis von Kapitän Philipp Lahm nach dem Pflichterfolg gegen den 105. der Weltrangliste. Als echte Prüfung mochte die einseitige Partie niemand sehen. »Es war wie ein Handballspiel«, kommentierte Heiko Westermann die ständige Belagerung des gegnerischen Strafraums, an der der Torschütze zum 1:0 und seine Abwehrkollegen ungewöhnlich viel Teil haben durften. »Es schien, als würden die Gegner fast vor uns weglaufen«, meinte Sascha Riether, der in seinem zweiten Länderspieleinsatz munter mitspielte.

So hatte das vorab schon als Dankeschön für die Fans verkaufte Spiel neben Toren wenig Aufschlussreiches und Kritikwürdiges zu bieten. Auch die nach dem 1:0 in Belgien wild diskutierte Frage nach einer Formkrise von Lukas Podolski löste sich prompt wieder in Luft auf. Der Kölner glänzte in seiner 81. Länderpartie mit Lust am Spiel, erzielte sein 41. Tor im Nationaltrikot und bereitete auch beide Treffer von Lieblingsangriffspartner Miroslav Klose vor.

»Ich wusste, dass er sich nicht von der Kritik anstecken lässt«, sagte Klose, der mit seinen Treffern 54 und 55 in der ewigen Torjägerliste zum DDR-Rekordtorschützen Joachim Streich aufschloss und jetzt nur noch Bayern-Legende Gerd Müller vor sich hat.

Bundestrainer Joachim Löw wollte sich auf Diskussionen zur Leistung seiner Akteure gleich zu Beginn der Qualifikationsrunde für die EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine nicht einlassen. »Man kann nicht von allen Spielern erwarten, dass sie sofort wieder in jeder Partie mit der gleichen Intensität wie bei der WM spielen«.

Mit den ersten zwei Auftritten war der Bundestrainer dennoch zufrieden. »Es war eine enorme Spiel- und Kombinationsfreude in der Mannschaft zu sehen. Man spürt, dass die Automatismen greifen, die wir schon seit Langem einstudieren.« Sein Gegenüber Berti Vogts stimmte angesichts der »Lehrstunde« für sein Team wie schon beim Gastspiel im vorigen Jahr (0:4) gleich ein Loblied auf die deutsche Mannschaft an. »Wir haben gegen die vielleicht beste Mannschaft der Welt verloren.« Von der Schwärmerei des früheren Bundestrainers und jetzigen Entwicklungshelfers ließ sich Löw aber nicht anstecken. Das Torfestival gegen Aserbaidshan und die übernommene Tabellenführung in Gruppe A »bedeuten nach zwei Spieltagen herzlich wenig,« sagte Löw. »Die wichtigen Spiele kommen jetzt erst.«

Der erste Härtetest und Wegweiser wartet auf den WM-Dritten in gut vier Wochen, wenn die ebenfalls mit zwei Siegen gestarteten Türken zu Gast in Berlin sind. Ob dann der etatmäßige Kapitän Michael Ballack nach Verletzungspause und Regeneration wieder dabei ist, wollte der Bundestrainer noch nicht festlegen: »Wir werden sehen, ob die nächsten Wochen reichen, dass er seine Form wiederfindet.«

Beim Spiel in Köln war Ballack nicht ins Stadion gekommen. »Es ist ihm natürlich freigestellt, wo er sich die Partie anschaut. Auch wenn wir ihn gerne hier dabei gehabt hätten.« Mehr gab es für Löw dazu nicht zu sagen. Aber ein bisschen sprach es auch für sich selbst.

Deutschland: Neuer - Riether, Mertesacker (11. Westermann), Badstuber, Lahm - Schweinsteiger (78. Cacau), Khedira - Müller (62. Marin), Özil, Podolski - Klose.

Aserbaidshan: Kamran Agayev - Medvedev, Yunisoglu (56. Hüseynov), Räsad Farhad Sadiqov, Mälikov - Sükürov, Allahverdiyev, Abbasov - Certoqanov (64. Räsad Abülfaz Sadiqov), Nadirov (85. Abdullayev) - Cavadov.

Tore: 1:0 Westermann (28.), 2:0 Podolski (45.), 3:0 Klose (45.), 4:0 Räsad Farhad Sadiqov (53./ET), 4:1 Cavadov (57.), 5:1 Badstuber (86.), 6:1 Klose (90.).

Schiedsrichter: Strömbergsson (Schweden). Zuschauer: 43 751.

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