Am längeren Hebel

Wieder einmal hat der nassforsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle seinen Kollegen aus dem Umweltressort, Norbert Röttgen (CDU), eine Nase gezeigt. Der hatte vor einigen Monaten auf dem Höhepunkt der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko medienwirksam angekündigt, die Bundesregierung mache sich für ein Moratorium von Tiefsee-Bohrungen im Nordost-Atlantik stark. Daraus ist nach dem Einschreiten des Hauses Brüderle ein windelweicher Anruf an die beteiligten Staaten geblieben, zu prüfen, ob ein Moratorium nötig sei. Das ist gut für die deutschen Konzerne, die als Zulieferer und Ausrüster beteiligt sind.

Streitereien zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium haben seit der Ära Schröder Tradition. Die Kämpfe des grünen Umweltministers Jürgen Trittin, Freund der Erneuerbaren, mit den Kollegen aus dem Wirtschaftsressort, die der Kohlebranche die Stange hielten, hatten einen offenen Ausgang. In der Großen Koalition konnten sich beide Ministerien gegenseitig blockieren. Dagegen sitzt Umweltminister Röttgen in der schwarz-gelben Koalition von Kanzlerin Merkel auf verlorenem Posten. Selbst seine zaghaften Versuche, bei der Verlängerung der AKW-Laufzeiten die Atomlobby nicht ganz zu bedienen, scheiterten kläglich.

In einer Regierung nach dem Geschmack der Energiekonzerne ist ein Umweltminister kaum mehr als ein grünes Feigenblatt. Und selbst ein politisches Leichtgewicht wie Rainer Brüderle am längeren Hebel.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.