Wind als Speerspitze der Erneuerbaren

Weitgehend ungetrübte Stimmung auf der weltgrößten Windenergiemesse in Husum

  • Dieter Hanisch, Husum
  • Lesedauer: 3 Min.
Heute endet die weltweit führende Messe in Sachen Windenergie in Husum mit einer großen Jobbörse, wo rund 1000 vakante Stellen zu vergeben sind. Die Branche sieht sich als Speerspitze der erneuerbaren Energien, klagt aber durchaus punktuell über Gegenwind, wenngleich die Grundstimmung weiterhin positiv ausfällt. Besonders die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise hat man gut überstanden.

In den vergangenen beiden Jahren war das Windaufkommen rückläufig. Dennoch herrscht speziell für den Offshore-Bereich Aufbruchstimmung. Beim Repowering an Land hat die Krise dazu geführt, dass vereinzelt Projekte zeitlich nach hinten geschoben wurden, aus den Auftragsbüchern sei jedoch nichts verschwunden, so die Erfahrungen von Frank Weltzien seitens der Schweriner Maschinen- und Anlagenbau KGW. Bereits an den ersten Messetagen zeigte er sich sehr angetan vom diesjährigen Andrang. Bei erweiterter Ausstellungsfläche, knapp 1000 Ausstellern aus 28 Ländern und erwarteten 40 000 Besuchern sieht man auch beim Bundesverband Windenergie eigentlich nur in positive Gesichter. Einzig die Ankündigung der Bundesregierung kurz vor Beginn der Messe, die Atomlaufzeiten zu verlängern, trübte die Stimmung etwas.

Das globalisierte Geschäft rund um die Naturkraft Wind spielt eine immer größere Rolle. Investoren und Betreiberkonsortien operieren auf dem gesamten Erdball, wobei China zunehmend versucht, protektionistisch ausländische Mitbewerber fernzuhalten. Immer wichtiger werden auch juristische Fragen im Zusammenhang mit Lizenzfertigungen, weshalb das Thema Patentrechte einen besonderen Messeschwerpunkt darstellte.

Zunehmende Rechtsstreitigkeiten mit der Bundeswehr über angebliche Radarbeeinträchtigungen durch Windräder wurden dagegen nicht thematisiert, obwohl dem Bundesverband Windenergie nach Angaben von Martin Maslaton, Energierechtsexperte aus Leipzig, »kistenweise« entsprechende Fälle bekannt sind. Betroffen sind Kleinanlagen ebenso wie Windparks. Der meist langatmige Prozess über Gutachter und Genehmigungsbehörden bringt Projekte manchmal über Jahre in Verzug, zumal teilweise verschiedene Instanzen bemüht werden. »Derzeit werden dadurch Windleistungen von etwa 1400 Megawatt blockiert«, so Maslaton.

In den Sog des Aufwinds mit dem Wind wollen zunehmend auch Zulieferer wie etwa Schuler (Göppingen) oder Edag (Fulda) kommen, die bis vor wenigen Jahren nur die Automobilindustrie im Fokus hatten. Demnach kommt es auch nicht von ungefähr, dass auf der früheren Emdener Werft jetzt unter SIAG-Regie Offshore-Anlagen und keine Schiffe mehr gefertigt werden. Auch in Büsum, Brunsbüttel, Kiel, Lübeck, Rostock und auf Rügen macht man sich Hoffnungen, Basishafen für all die Windmüllerprojekte auf hoher See zu werden. Dafür muss aber Geld in die Hand genommen werden, denn die jeweiligen Verkehrsanbindungen an Land sind zum Teil miserabel. Auch bestehende Werften im Norden wollen vom Offshore-Boom, der jetzt auch vor der deutschen Küste langsam in Gang kommt, profitieren, weil dafür viele Spezialschiffe benötigt werden.

Auf jeden Fall bleibt nach Studien der HSH Nordbank und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG (Offshore) der Windmarkt eine Wachstumsbranche. Dort tummeln sich in bestimmten Berufsfeldern auch immer mehr Frauen. Diese haben in Husum erstmals über einen eigenen Zusammenschluss nachgedacht und wollen in Kürze ein weiteres Treffen in Hamburg folgen lassen. Als eine der Initiatorinnen fungiert dabei Gudrun Kromrey aus dem nordfriesischen Ostenfeld.

Begeistert von solch einer weiblichen Windoffensive ist zum Beispiel auch Dorit Rößler von Vattenfall Windpower. Erst seit wenigen Monaten hat der Bundesverband Windenergie ohne großes Aufsehen diesen Geschäftszweig von Vattenfall als Mitglied akzeptiert, während man den anderen drei Großen E.on, RWE und EnBW weiter keine Mitgliedschaft erlaubt.

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