Labour unter »Red Ed«

  • Reiner Oschmann, London
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Labour Party suchte nach 13-jähriger Regierungszeit, in der viele sozialdemokratische Grundwerte verramscht wurden, einen neuen Parteiführer. Sowohl bei ihrer zahlenmäßig geschrumpften traditionellen Basis in der Arbeiterschaft als auch in der Mittelschicht hat die Partei dramatische Verluste erlitten. Mit Ed Miliband als Oppositionsführer und Anwärter auf den Posten des Regierungschefs soll nun ein Neuanfang geschafft werden. Aber welche Vorschläge macht Labour für das riesige Staatsdefizit – auf wessen Kosten? Will die Partei anders als unter Blair und Brown den Großfinanzsektor an die Kandare nehmen? Was tut sie für einen »living wage«, also für Löhne, von denen man leben kann? Und wie stellt sich Labour heute zur Irak-Invasion?

Ed Miliband hat diese Fragen im Wahlkampf kämpferischer als sein Bruder David beantwortet. Der hatte den Verdacht nie ganz ausräumen können, dass er rechten Labour-Größen wie Blair und Brown politisch näher steht, als dies viele enttäuschte Parteimitglieder und -anhänger heute zu akzeptieren bereit sind. Mit Hilfe großer Gewerkschaften und mit einer Internet-Kampagne im Obama-Stil gelang es Ed, den favorisierten Bruder zu überholen. Ihn deshalb sofort »Red Ed« zu nennen, wie es rechte britische Medien und Regierungsvertreter tun, ist durchsichtig und verfrüht. Vorerst darf man in Ed Miliband einen rhetorisch begabten, menschlich gewinnenden, sozial engagierten Politiker sehen. Er ist linker als Tony Blair, aber kaum linker als Sigmar Gabriel. Beide führen Parteien, deren politische Macht sie mit größerem sozialen Engagement als Blair und Schröder erneuern wollen. Nicht mehr und nicht weniger.

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