Seelenflüsterer für den Erfolg

Frankreichs Trainer Blanc engagiert Mentalcoach, Spieler sind skeptisch

  • Emilio Rappold, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein geheimnisvoller Psychologe soll der französischen Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation Beine machen. Vor den Heimspielen heute gegen Rumänien und am Dienstag gegen Luxemburg nahm Nationaltrainer Laurent Blanc die Dienste eines anonym gebliebenen Mentalcoaches in Anspruch. Nach der WM-Blamage soll das junge Team zur Einheit wachsen und sich weiter aus der Krise spielen. Die Bedenken einiger Medien und Profis wies Blanc zurück: »Die Spieler behaupten, dass sie einander kennen, aber oft kennt man sich auch nach 80 Jahren nicht.«

Im Stade de France soll gegen Rumänien nach fast einjähriger Durststrecke wieder ein Sieg vor eigenem Publikum gelingen. Auf den verletzten und ohnehin noch gesperrten Bayern-Star Franck Ribéry müssen »Les Bleus« zunächst weiter verzichten. Dafür ist der zuletzt gesperrte Lyon-Spielmacher Yoann Gourcuff wieder dabei, der mit Arsenals Samir Nasri und Chelseas Florent Malouda hinter den Stürmern ein sehr offensives Mittelfeldtrio bilden.

Die Spieler der »Équipe tricolore« sind zu allem bereit, auch wenn viele den Reden des Psychologen misstrauisch zuhörten. »Ich weiß nicht, ich hatte nie einen Mentalcoach, bereite mich lieber mit Musik vor, aber mal schauen«, sagte Nasri. Auch die französischen Medien sind skeptisch, das Sportblatt »L'Équipe« titelte: »Blanc poliert seine Seelen«. Andere nehmen es mit Humor, wie Innenverteidiger Adil Rami vom OSC Lille: »Wenn es für einen Sieg nötig ist, spende ich sogar meinen Körper der Forschung.«

Siege haben die Franzosen in der Tat bitter nötig, denn der Start in die Ausscheidung war mit einer 0:1-Heimschlappe gegen Belarus gründlich in die Hose gegangen. Nach einer schwarzen Serie von sieben Begegnungen ohne Sieg gelang dann zumindest der erlösende 2:0-Sieg in Bosnien-Herzegowina.

»Wir wollen weitere Fortschritte zeigen, aber auch gewinnen«, verspricht Blanc, der gegen Rumänien erst zum vierten Mal auf der Bank sitzt, aber bereits Zeichen gesetzt hat. Weil sie zu spät im Trainingslager in Clairefontaine eingetroffen waren, mussten die beiden für Real Madrid spielenden Stars Karim Benzema und Lassana Diarra eine Geldstrafe zahlen und vor versammelter Mannschaft auch noch ein Lied singen.

Die Querelen der WM mit Beschimpfungen und Trainingsboykott sollen sich nicht wiederholen. Der 44 Jahre alte Coach ist aber optimistisch: »Die Stimmung in der Gruppe ist toll. Die Spieler mögen sich und wollen sich beweisen«, beteuert Laurent Blanc.

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