Der Einzige

Nikolaus Schneider wurde als Vorsitzender der Evangelischen Kirche gewählt

Bisher übte er das Amt kommissarisch aus, gestern wurde er auf der Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover offiziell gewählt: Nikolaus Schneider, Präses der rheinischen Landeskirche, ist für die nächsten fünf Jahre Ratsvorsitzender der EKD und damit offizieller Repräsentant von fast 25 Millionen Protestanten. Schneider, seit 1970 verheiratet, war der einzige Kandidat, über den die Synode abgestimmte. Der 63-Jährige erhielt im ersten Wahlgang eine satte Mehrheit; 135 von 143 gültigen Stimmen konnte er für sich verbuchen.

Der gebürtige Duisburger wurde nach dem Theologiestudium 1976 ordiniert und war unter anderem Pfarrer in Rheinhausen und Moers. Er kam mehr oder weniger zufällig an die EKD-Spitze. Schneider übernahm die Leitung der EKD im Februar dieses Jahres, nachdem sich die bisherige Ratsvorsitzende, Margot Käßmann, für das Amt selbst disqualifizierte: Mit 1,54 Promille im Blut setzte sie sich ins Auto und fuhr in der niedersächsischen Landeshauptstadt über eine rote Ampel. Wenige Tage später trat sie zurück und Schneider übernahm das Ruder.

Nikolaus Schneider, dem nachgesagt wird, ein begeisterter Fußballer zu sein, mischt sich ins politische Tagesgeschäft ein – deutlich in der Sache wie Käßmann, aber weniger polarisierend. So solidarisierte er sich mit den Castor-Gegnern, die gegen den Atommülltransport nach Gorleben protestierten. Sitzblockaden, so Schneider, seien ein »gutes Zeichen für unsere Demokratie«. Gleichzeitig kritisierte er die Atompolitik der schwarz-gelben Regierungskoalition: »Wir brauchen eine Energiepolitik, die nicht wieder auf Atomkraft setzt«, sagte der EKD-Chef. Ein deutliches Plädoyer für regenerative Energien. Auch zur Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze, zum Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan und zur aktuellen Integrationsdebatte äußerte sich Schneider kritisch.

Die EKD ist die Dachorganisation der 22 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Die Mitgliedszahl der Kirche sinkt stetig und in den Gotteshäusern herrscht oft gähnende Leere. Schneiders Aufgabe ist es nun, den Karren wieder flott zu machen und diese Entwicklung umzukehren. Eine denkbar schwierige Aufgabe.

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