Premiere in der Wüste

Jubel in Katar: FIFA vergibt die WM erstmals in den Nahen Osten

  • Eric Dobias, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit Vuvuzela-Tröten und Wimpeln haben die Einwohner des kleinen Golfstaates Katar den Zuschlag für die Fußball-WM 2022 gefeiert. »Ein Traum geht in Erfüllung«, riefen die Zuschauer vor der Großleinwand im restaurierten Wafik-Basar. Junge Männer fuhren mit hupenden Autos durch die Straßen der Hauptstadt. Es ist das erste Mal, dass ein arabisches Land Gastgeber einer WM sein wird.

Katar hatte sich bemüht, das Exekutivkomitee des Weltverbands FIFA unter anderem mit ökologischen Konzepten zu überzeugen. Außerdem gibt es keinen Zweifel an der Finanzkraft des Landes, das durch Gas und Öl reich geworden ist. Was gegen Katar sprach, war vor allem die Hitze, die im Sommer in dem Golfstaat herrscht, und die Tatsache, dass es in dem kleinen Land kaum einheimische Zuschauer gibt. In Katar leben nur rund 1,6 Millionen Menschen.

Dass der arabische Kleinstaat den Zuschlag bekommen hat, wird wohl auch der Deutschen Bahn nutzen, die den Katarern beim Bau eines modernen Schienennetzes helfen soll. Denn die Bahnstrecken werden nach Einschätzung von Beobachtern vor Ort jetzt wohl schneller fertiggestellt als ohne die WM. Die Einwohner von Katar haben im Zusammenhang mit der WM-Bewerbung nur eine Sorge: Sie befürchten, dass die Immobilienpreise, die im letzten Quartal bereits um zehn Prozent gestiegen waren, jetzt noch weiter anziehen.

Katar erhielt den Vorzug vor den Bewerbungen aus den USA, Australien, Japan und Südkorea. Mit seiner Kandidatur um die Olympischen Spiele 2016 war der Wüstenstaat noch in der Vorausscheidung gescheitert. »Danke, dass Sie an uns glauben, an den Wandel glauben«, sagte Bewerbungschef Scheich Mohammed bin Chalifa Al Thani und kündigte an: »Wir werden Sie nicht enttäuschen. Wir sind bereit, Sie werden stolz sein - das verspreche ich Ihnen.«

Wie 2018-Gewinner Russland muss auch Katar allerdings in den kommenden Jahren noch riesige Herausforderungen lösen. Geld spielt dabei für die Scheichs keine Rolle. Von den sieben Spielorten in dem kleinen Land am Persischen Golf liegen fünf im Umkreis von 25 Kilometern – es wird damit eine WM der sprichwörtlich kurzen Wege.

Wie viele andere zeigten sich auch die deutschen Vertreter überrascht von der Wahl. »Grundsätzlich ist es für den europäischen Fan wohl besser, nach Katar zu fliegen als nach Australien. Aber ich finde natürlich die Stimmung auch sehr wichtig. Insofern betrachte ich Katar nicht als optimale Lösung«, sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff. DFB-Präsident Theo Zwanziger zeigte sich angetan von der Entscheidung: »Ich bin der Meinung, dass ein friedliches Fußballfest einen Beitrag zur politischen Stabilisierung in dieser Region leisten kann.«

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