Nordkoreas Militär erhöht Alarmbereitschaft

Südkorea hält an umstrittenem Manöver fest, UN-Sicherheitsrat berät in New York

  • Lesedauer: 3 Min.
Wegen der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel ist eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates anberaumt worden. Südkorea will ein Manöver mit scharfer Munition trotz Warnungen Nordkoreas vor einer explosiven Entwicklung durchführen.

Seoul (Agenturen/ND). Nordkorea hat nach Medienberichten im Streit um geplante südkoreanische Schießübungen seine Artillerieeinheiten an der Westküste in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Zudem habe Nordkorea die Militärpräsenz im Küstengebiet verstärkt, berichtete die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag. Mehrere Kampfjets seien aus dem Hangar geholt worden.

Die für Sonntag geplante Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York wurde auf Antrag Russlands angesetzt, das den Termin aber als zu spät kritisierte. Bis Redaktionsschluss erbrachte sie noch keine Ergebnisse. Ein Sprecher der US-Vertretung bei der UNO sagte, der Zeitpunkt sei so gewählt, weil einige Botschafter sich vor der Sitzung noch mit ihren Regierungen austauschen wollten.

Russland hatte die Sitzung für Samstag beantragt und zeigte sich verärgert über den späteren Termin. Die Entscheidung der amtierenden Ratsvorsitzenden des höchsten UN-Gremiums, US-Botschafterin Susan Rice, sei »bedauerlich« und ein Abweichen von der geltenden Praxis, sagte der russische UN-Botschafter Witali Schurkin.

Anlass des russischen Antrags war eine weitere Verschärfung der Spannungen zwischen Nordkorea und Südkorea. Das Außenministerium in Pjöngjang hatte am Samstag erklärt, wenn Südkorea an seinen Plänen für ein Manöver mit Artilleriegeschossen festhalte, werde die Situation auf der koreanischen Halbinsel »explodieren«. Südkorea hatte die eintägige Militärübung auf der Insel Yeonpyeong im umstrittenen Grenzgebiet für die Zeit zwischen Samstag und Dienstag angesetzt. Am Sonntag flog ein südkoreanischer Kampfjet über der Insel, Kriegsschiffe waren rund um Yeonpyeong auf Patrouille. Nordkorea hatte die Insel am 23. November mit Granaten beschossen und dabei vier Südkoreaner getötet.

Trotz Nordkoreas Drohungen sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul der Nachrichtenagentur AFP, es gebe »keine Änderung in unserer Haltung bezüglich der Übung mit scharfer Munition«. Rückendeckung bekam Südkorea von seinem Verbündeten, den USA. Das geplante Manöver sei keine Bedrohung für Nordkorea und dürfe nicht zum Vorwand für »neue Provokationen« genommen werden, hatte das US-Außenministerium am Freitag erklärt.

Der Gouverneur des US-Bundesstaates New Mexiko, Bill Richardson, rief bei Gesprächen mit Vertretern des nordkoreanischen Außenministeriums und der Armee in Pjöngjang zu »einem Maximum an Zurückhaltung« auf. Laut einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN schlug der US-Demokrat und Vertraute von US-Präsident Barack Obama eine Telefonleitung zwischen der nordkoreanischen und der südkoreanischen Armee für Zwischenfälle an der umstrittenen Grenze und eine gemeinsame Kommission der beiden Länder sowie der USA zur Kontrolle umstrittener Gebiete im Gelben Meer vor. Richardson sagte dem Sender CNN, die Gespräche in Pjöngjang seien »sehr hart«, es gebe allerdings Fortschritte. Richardson ist nach offiziellen Angaben nicht im Auftrag der US-Regierung in Nordkorea, sondern im Rahmen eines privaten Besuchs.

Der chinesische Außenminister Yang Jiechi und sein russischer Kollege Sergej Lawrow führten ein Telefonat über die Lage in Korea und drängten Südkorea zum Verzicht auf das Manöver, wie das chinesische Außenministerium am Sonntag mitteilte. Yang rief Nordkorea und Südkorea zur Zurückhaltung auf und warnte vor Handlungen, welche »die Lage verschlimmern könnten«.

Kommentar Seite 4

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal