Abwarten und Tee trinken

Cranberry-Präparate können vor Blasenentzündungen schützen

  • Angela Stoll
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine Blasenentzündung kann quälend sein. Ständig hat man das Gefühl, auf die Toilette zu müssen. Aber das Wasserlassen bringt keine Erleichterung, im Gegenteil: Unter brennenden Schmerzen kommen nur ein paar Tropfen.

Vor allem Frauen leiden häufig an einer sogenannten Zystitis: »Jede zweite Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben eine Blasenentzündung«, sagt Prof. Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest in Villingen-Schwenningen. »Das liegt an der weiblichen Anatomie.« Die Harnröhre der Frau ist mit knapp vier Zentimetern nämlich nur etwa ein Drittel so lang wie die des Mannes. Außerdem liegen bei Frauen Anal- und Genitalbereich sowie Harnröhre eng beisammen. All dies führt dazu, dass Erreger leichter in den Harntrakt eindringen können.

Fast immer rufen Bakterien die Entzündung hervor. Die meisten davon stammen aus dem Darm und werden durch Schmierinfektion auf die Harnwege übertragen. Vor allem bei Mädchen kann eine falsche Wischtechnik schuld daran sein, dass Darmbakterien in die Harnröhre geraten. Bei Frauen spielt daneben der Geschlechtsverkehr oft eine Rolle. Durch die Bewegungen beim Sex kann es nämlich leicht passieren, dass Bakterien aus der Scheide in die Harnwege gelangen. Daher raten viele Ärzte dazu, nach dem Geschlechtsverkehr gleich auf die Toilette zu gehen. Auch hormonelle Veränderungen können dazu führen, dass Frauen leicht eine Zystitis bekommen: »Wenn in den Wechseljahren der Östrogen-Spiegel sinkt, kann das Aufbaustörungen in der Blasenschleimhaut nach sich ziehen«, erklärt Schultz-Lampel. So können sich Bakterien leichter festsetzen und ausbreiten.

Bei gesunden Frauen sind Blasenentzündungen meistens eine harmlose Sache. »In vier von fünf Fällen heilt so ein Infekt von selbst aus, also ohne Antibiotika und Arzt«, sagt Wolfgang Bühmann vom Berufsverband Deutscher Urologen. Als Therapie für daheim empfiehlt es sich, viel zu trinken, vor allem Blasentees, die zum Beispiel Bärentraubenblätter und Schachtelhalm enthalten. Sie haben eine leicht harntreibende und desinfizierende Wirkung. Gut tun meist auch Ruhe und Wärme. »Wenn die Entzündung aber nach drei bis vier Tagen nicht abgeklungen ist oder andere Beschwerden wie Fieber hinzukommen, sollte man unbedingt zum Arzt gehen«, betont Bühmann. Schwangere sollten sich auf jeden Fall untersuchen lassen, da sie ein erhöhtes Risiko für eine Nierenbeckenentzündung haben.

Wer häufig unter Blasenentzündungen leidet, kann sich mit Cranberry in Form von Saft, Tabletten oder Kapseln schützen. Schultz-Lampel betont: »Cranberry ist derzeit die effektivste Vorbeugung bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten.« Die Inhaltsstoffe der Beere lähmen die Flimmerhärchen der Bakterien, so dass diese schlechter an die Blasenschleimhaut andocken können. Die Urologin rät Patienten mit einer Neigung zu Harnwegsinfekten, zwei Cranberry-Tabletten oder 300 Milliliter Saft pro Tag zu sich zu nehmen.

Manchen Patienten helfen auch Medikamente, die den Urin ansäuern und dadurch das Wachstum von Bakterien hemmen. Außerdem gibt es eine Impfung gegen Erreger, die häufig Blasenentzündungen hervorrufen: entweder in Form von Tabletten, die mehrere Monate eingenommen werden müssen, oder in Form von Spritzen. Die Impfung schützt jedoch nur vor einem Teil der Erreger, die solche Infektionen auslösen. Recht zuverlässig wirken bei vielen Frauen in und nach den Wechseljahren ein östrogenhaltiges Gel, Creme oder Zäpfchen für die Scheide. Ansonsten kann der Arzt Patienten mit hohem Leidensdruck auch vorbeugend ein niedrig dosiertes Antibiotikum verschreiben.

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