Nadelprobe

Kommentar von Wolfgang Hübner

In Sachsen-Anhalt kommt der Kommunismus vorerst nicht. Selbst dann nicht, wenn die LINKE bei der Wahl im Frühjahr 98 Prozent bekäme. Das hat sie den anderen Parteien jetzt noch einmal in die Hand versprochen. Auch der Bundestag und die Landtage in Berlin und Hessen haben das vorsichtshalber geklärt. Aber genügt das? Was ist mit Bayern, in dessen Hauptstadt kurz einmal eine Räterepublik ausgerufen war? Mit dem Saarland, woher nicht nur der Dachdecker Honecker stammt? Mit Rheinland-Pfalz, wo ein Elektriker regiert? Mit der norddeutschen Tiefebene? Und mit Hamburg, der Stadt Ernst Thälmanns?

Da liegt noch viel Arbeit vor den demokratischen Institutionen, nicht nur vor den Landtagen. Auch Kreistage, Stadt- und Gemeindevertretungen sowie Hausgemeinschaften sollten gründlich über die K-Frage sprechen. Sie könnten Schilder mit der Aufschrift »Kommunismusfreie Zone« an ihren Flurgrenzen aufstellen, damit jeder Besucher und jeder Wanderprediger gleich Bescheid weiß. Und für den Fall, dass doch noch ein kleiner Wissarionowitsch in einem linken Panzerschrank auf seine Stunde wartet, hülfe nicht die Nagel-, sondern die Nadelprobe: Lenin- und Marx-Puppen lange Nadeln ins rote Herz zu stoßen kann nicht falsch sein. Vielleicht holen sie das in Magdeburg noch nach. Nur zur Sicherheit.

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