Digitaler Katalysator

FAKTENcheck: Twitter-Revolution in Ägypten?

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Wurden die Proteste in Ägypten durch Facebook und Twitter forciert? Die Blogger-Szene ist sich da nicht einig. Ja, sagt zum Beispiel der Berliner Netzaktivist Peter Glaser. Nein, meint dagegen der deutsch-ägyptische Blogger, Journalist und Filmemacher Philip Rizk. Die meisten jener, die in Kairo und anderen ägyptischen Städten protestieren, seien ärmere Leute, Menschen, die über keinen Internet-Zugang verfügten. Und selbst jenen, die die modernen Medien nutzen, hätten dies am Tag, als die Proteste in Kairo am stärksten gewesen seien, gar nicht tun können, denn da seien Internet- und Handy-Netze von der Regierung abgeschaltet worden.

Genau mit dieser Reaktion des Mubarak-Regimes begründet Peter Glaser seine These von der Macht der neuen Medien. Diese könnten in der Tat keine Revolution auslösen oder forcieren, aber die Angst des Regimes und die Entscheidungen, die dieses deswegen träfe, sehr wohl. Das Abschalten des Internets, die Blockade der Handy-Kommunikation sei, so Glaser, die Initialzündung für die Proteste gewesen. Er bezeichnet dies als »digitalen Katalysator«. Als Militär denke Mubarak »in Kategorien wie ›Enthauptung der wichtigsten Kommunikationsknoten‹. Das hindert vielleicht eine Armee daran, sich zu organisieren, nicht aber ein Volk. Die Totalblockade des Internet in Ägypten hat das Gegenteil dessen bewirkt, was das Regime beabsichtigt hat. 20 Millionen User hatten zu Hause nichts mehr zu tun, kein Netz – also gingen sie auf die Straße.«

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