Als Einzelgänger chancenlos

Die deutschen Langläufer sind bei der Nordischen Ski-WM nur Außenseiter

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Die Hoffnungsträger angeschlagen, der Trainer ratlos und die Konkurrenz übermächtig: Nach einem wahren Seuchenwinter gehen die deutschen Langläufer bescheiden wie selten zuvor in eine nordische Ski-WM. »Wir brauchen sehr viel Glück, um in Oslo eine Medaille zu holen. Da müssen wir überhaupt nicht drum herum reden«, sagt Bundestrainer Jochen Behle vor den heutigen Sprints, den ersten beiden von insgesamt zwölf Langlauf-Entscheidungen. Den einstigen Medaillensammlern droht am Holmenkollen erstmals seit 1997 sogar eine WM ohne Edelmetall. Besonders düster sieht es im Einzel aus, in dem es in diesem Winter weder für Männer noch Frauen einen Podestplatz gab. »Chancen haben wir am ehesten in den Teamwettbewerben«, meint Behle, dessen Athleten mit einer beinahe unheimlichen Serie von Krankheitsfällen zu kämpfen hatten.

Zuletzt erwischte es auch Sprintspezialist Josef Wenzl. Der 26-Jährige sollte eigentlich »die Favoriten das Fürchten lehren«, hatte Behle gehofft. Doch dann stoppte eine Stirnhöhlenentzündung die Ambitionen des Zwieselers. »Ich war richtig gut drauf, voll auf WM-Kurs – und dann das«, sagt Wenzl. Hinter ihm klafft im deutschen Sprint-Team eine große Lücke. Weder der Team-Olympiazweite Tim Tscharnke (Biberau) noch Andreas Dotzler (Sonthofen) oder der kurzfristig nominierte Daniel Heun (Gersdorf) dürften etwas mit den vorderen Plätzen zu tun haben.

Die Hoffnungen ruhen auf den längeren Distanzen – und da besonders auf Routinier Tobias Angerer (Vachendorf). »Ich bin deutlich optimistischer als noch vor einigen Wochen«, sagte der Olympiazweite von 2010 nach seinem starken vierten Platz Anfang Februar im russischen Rybinsk.

Noch düsterer als bei den Männern sieht es bei den Frauen aus. »Ich hatte einen super Saisonstart – und dann die Seuche mit Husten und Erkältung«, sagt Nicole Fessel, die im Sprint als aussichtsreichste Kandidatin gilt. Die 27-Jährige aus Oberstdorf hofft nach zwei Monaten Pause auf eine Überraschung: »Ich fahre nicht zur WM, um dort nur mitzulaufen.« Für die übrigen deutschen »Sprint-Küken« wäre bei der ersten WM-Teilnahme schon eine Top-Ten-Platzierung ein Erfolg. Erfahrung sammeln heißt die Devise für Denise Herrmann (Oberwiesenthal/22 Jahre), Lucia Anger (Oberstdorf/20) und Hanna Kolb (Buchenberg/19).

Favoritinnen auf das erste Gold der WM sind neben Lokalmatadorin Marit Björgen die US-Amerikanerin Kikkan Randall und Charlotte Kalla (Schweden). Bei den Männern haben die Gastgeber in Titelverteidiger Ola Vigen Hattestad, Anders Glíersen und Petter Northug gleich mehrere heiße Eisen im Feuer. Topfavorit ist allerdings der Schwede Emil Jönsson. SID

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