#Guttbye

Das Internet hat beim Rücktritt Guttenbergs auch eine Rolle gespielt

  • Lesedauer: 3 Min.
Häme trifft Wut: Im Internet streiten die Deutschen über den Rücktritt von Verteidigungsminister Guttenberg. Doch welche Rolle hat das Internet beim Rücktritt Guttenbergs gespielt?
Berlin (dpa) - Ein hämisches "Guttbye" - oder Wut über die "Hetzjagd"? Der Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat im Netz zu hitzigen Debatten geführt. Jenseits allen Spotts hat die Affäre gezeigt, wie stark das Internet im Zusammenspiel mit den klassischen Medien die Politik beeinflussen kann - wenn das Thema die Nutzer nur genügend interessiert.

Twitter und Facebook erwiesen sich am Dienstag einmal mehr als Turbo. Erst machte die Meldung vom Rücktritt binnen Minuten die Runde, wenig später brandeten Wellen von Kommentaren auf. Als "trending topics", also besonders beliebte Themen, nannte der Kurzmeldungsdienst Twitter am Mittag "Karl-Theodor" und "Verteidigungsminister". Die Spötter hatten sich schon auf ein anderes, knappes Schlagwort (Hashtag) geeinigt: #guttbye.

Jenseits des Kampfes um die Deutungshoheit wird deutlich, wie mächtig das Internet in politischen Auseinandersetzungen sein kann. Nachdem in Medienberichten zunächst von einigen wenigen Plagiaten die Rede war, trugen die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Guttenplag-Wikis zahlreiche Stellen zusammen, wo Guttenberg abgekupfert haben könnte. Dank Twitter machte die Kunde vom Projekt schnell die Runde.

Bald wurde deutlich, wie massiv er sich bei anderen Autoren bedient hat. Das habe eine entscheidende Rolle für den Fall des Politikers bedeutet, meint die Social-Media-Expertin Christiane Schulzki-Haddouti: "Ohne dieses Wiki hätte er nicht zurücktreten müssen." Denn die Fleißarbeit der Vielen hätte kein Promotionsausschuss "in dieser Gründlichkeit und Schnelle" leisten können, so die Journalistin und Bloggerin ("KoopTech").

Das Internet bot vielen Bürgern zudem ein Medium, ihre Empörung öffentlich zu machen. Mehr als 50 000 Menschen - unter ihnen zahlreiche Akademiker - schrieben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen offenen Brief. Auf der Facebook-Seite der Macher schreibt einer der Unterstützer selbstbewusst: "Wir haben unseren Teil dazu erfolgreich beigetragen!"

Alte und neue Medien hätten sich ergänzt, erklärte der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen im Online-Portal Meedia.de: "Die so genannten Laien und die professionellen Gatekeeper können sich wunderbar ergänzen - eben das zeigt dieser Fall", sagte der Medienwissenschaftler von der Universität Tübingen. Die "drängende Schwarmintelligenz" habe die Qualitätsmedien beeindruckt und sie mit Material versorgt.

Für die Politiker heißt das: Ihre akademischen Würden könnten auf den Prüfstand geraten - wenn der Schwarm der Prüfer groß genug ist. "Künftig werden solche Verfehlungen schneller aufgedeckt, weil alles digital verfügbar ist", sagt Schulzki-Haddouti.
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