Keine Marginalie

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Einmalzahlung von 360 Euro und 1,5 Prozent mehr Gehalt pro Monat für die rund 600000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder. Mehr nicht? Nein, mehr nicht, denn für ein Drittel der Betroffenen – die angestellten Lehrer – heißt dies, dass sie weiterhin auf eine einheitliche tarifliche Eingruppierung warten müssen. Das ist keine Marginalie, die durch eine Gehaltserhöhung von 1,5 Prozent ausgeglichen werden könnte. Vor allem im Osten Deutschlands, wo das Gros der Pädagogen nicht verbeamtet ist, heißt dies, dass sich die Gehaltsschere in Zukunft weiter öffnen wird. Deutlich mehr Geld erhalten Lehrer nur dann, wenn die Nachfrage größer als das Angebot ist. In Berlin ist das im letzten Jahr geschehen, als der Senat ohne großes Federlesen die Gehälter seiner angestellten Lehrer kräftig erhöhte. Es war übrigens der gleiche Senat, der zuvor erklärt hatte, dass es dafür keinen finanziellen Spielraum gebe. Als aber immer mehr Lehrkräfte dem »Ruf des großen Geldes« gen Westen und Süden folgten, war das Gerede von gestern vergessen.

Auch die Behauptung der öffentlichen Arbeitgeber im aktuellen Tarifkonflikt, die Mehrkosten seien bei einem einheitlichen Tarifvertrag nicht tragbar, dürfte so in einzelnen Ländern bald vergessen sein. In Sachsen, so wurde gestern bekannt, droht demnächst ein Lehrermangel. Seit Jahren müssen Lehrer im Freistaat Teilzeit arbeiten und bekommen dafür deutlich weniger Gehalt als anderswo. Für Studierende war der Lehrerberuf daher unattraktiv. Wenn die Staatsregierung die drohende Lehrerlücke kurzfristig schließen will, bleibt ihr nur eines übrig: den Geldhahn zu öffnen, um den Nachwuchs aus anderen Bundesländern anzulocken.

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