Japan lässt nach Beben Druck von Atomreaktor ab

Gefahr der Freisetzung von Radioaktivität / Tsunami in Kalifornien und Neuseeland angekommen / Vorsorgliche Evakuierungen in Südamerika

  • Lesedauer: 3 Min.
Wien/San Francisco/Wellington/Santiago de Chile/Quito (dpa/ND) - Japan hat sich entschlossen, in dem vom Erdbeben beschädigten Reaktor Fukushima-Daiichi Druck abzulassen. Dies berichtete die Internationale Atomenergiebehörde IAEA am Freitagabend in Wien unter Berufung japanische Behörden. Der kontrolliert freigesetzte Dampf werde gefiltert, um Radioaktivität in der Anlage zu halten, teilten japanische Behörden der IAEA mit. Nach einer Experteneinschätzung aus Wien ist es aber unwahrscheinlich, dass in solch einer Situation keinerlei Radioaktivität freigesetzt wird.

Tsunami-Schäden in Kalifornien

Japans Tsunami-Wellen haben am Freitag die kalifornische Küste erreicht. Der nordkalifornische Ort Crescent City wurde von über zwei Meter hohen Wellen getroffen. »Über 30 Boote im Hafen wurden beschädigt, Anlegestellen sind zu Bruch gegangen«, sagte Joe Young von der örtlichen Katastrophenbehörde der Nachrichtenagentur dpa. Mehr als 4000 Einwohner seien in der Nacht vorsichtshalber in Sicherheit gebracht worden.

Auch im Hafen von Santa Cruz, südlich von San Francisco, gingen zahlreiche Boote zu Bruch. Die Flutwellen drückten Jachten in die Holzstege, Boote wurden losgerissen und trieben führerlos im Hafenbecken.

Tausende Schaulustige ignorierten Warnungen der Behörden und schauten sich das Naturspektakel entlang der Küste an. An einem Strand in Nordkalifornien wurden drei Männer von einer Welle ins Meer gerissen, berichtete der Radiosender KCBS. Zwei konnten sich an Land retten, einer wurde zunächst vermisst.

Für die gesamte Westküste der USA war schon in der Nacht eine Tsunami-Warnung herausgegeben worden.

Vorsorgliche Evakuierungen in Chile und Ecuador

An der Westküste Südamerikas gingen die Behörden auf Nummer Sicher. Am Freitag haben in Chile und Ecuador vorsorglich tausende Menschen ihre Wohnorte am Pazifik verlassen. In Chile wurden etwa 4500 Bewohner der wegen ihrer Steinfiguren weltberühmten Osterinsel auf den Flughafen der Insel gebracht.

Zunächst richtete die von dem Erdbeben der Stärke 8,9 ausgelöste Flutwelle auf ihrem fast 16 000 Kilometer weiten Weg Richtung Südamerika keine größeren Schäden an. Es werde aber mit einer Flutwelle von maximal zwei Metern Höhe gerechnet, die die 3500 Kilometer westlich vom Festland liegende Osterinsel kurz vor 22.00 Uhr MEZ treffen werde, betonte de Solminihac.

Auch in Ecuador mussten tausende Menschen aus küstennahen Regionen ihre Häuser verlassen und wurden weiter landeinwärts in Notunterkünfte gebracht.

Auf den zu Ecuador gehörenden Galapagos-Inseln mit ihrer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt wurde ebenfalls Tsunami-Alarm ausgelöst. Menschen und viele der Tiere, darunter auch die Riesenschildkröten, wurden in höhere Regionen gebracht. Alle touristischen Aktivitäten wurden eingestellt. Kleinere Schiffe durften nicht mehr auslaufen, größere wurden aufgefordert, sich Richtung hoher See von der Küste zu entfernen.

Mini-Tsunami an Neuseelands Küste

Vergleichsweise glimpflich kamen die Bewohner der Küstenregionen Neuseelands davon, als die Tsunami-Welle am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) die Nordküste von Neuseeland erreicht hat. Dort wurde ein um 15 bis 20 Zentimeter höherer Wasserstand gemessen. Der Zivilschutz teilte mit, das Wasser könne an einigen Orten um bis zu einen Meter steigen. Die Menschen sollten sich von den Stränden fernhalten. Evakuierungen waren jedoch nicht vorgesehen.
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