Antennen auf Empfang

Handy-Strahlung steigert Glukose-Stoffwechsel im Gehirn

  • Walter Willems
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Gehirn reagiert empfindlich auf die Strahlung von Handys. Die von den Geräten ausgehenden elektromagnetischen Felder steigern in zwei Hirnarealen nahe der Schläfe den Glukose-Stoffwechsel, wie US-Mitarbeiter der Nationalen Gesundheitsinstitute (National Institutes of Health, NIH) im »Journal of the American Medical Association« berichten. Ob dieser Effekt die Gesundheit gefährdet, ist allerdings offen.

Seit Jahren diskutieren Forscher und Laien darüber, ob der Gebrauch von Handys schädlich ist und insbesondere das Risiko für Hirntumore erhöht. Eindeutig nachgewiesen wurde eine solche Wirkung bislang nicht. Nun prüften Wissenschaftler der US-Behörde erstmals, ob Handys die Aktivität einzelner Hirnareale beeinflussen. Dazu maßen sie bei 47 Teilnehmern den Glukose-Stoffwechsel des Organs per Positronen-Emissions-Tomographie (PET).

In zwei Versuchen trugen die Probanden an beiden Ohren Mobiltelefone, ohne deren Betriebszustand zu kennen. Einmal blieben beide Geräte abgeschaltet. Im anderen Durchgang dagegen empfing das rechte Handy 50 Minuten lang einen Anruf, war dabei aber auf stumm gestellt.

Für den Glukose-Verbrauch des gesamten Gehirns fanden die Forscher keine Unterschiede zwischen beiden Versuchen. Aber bei zwei Arealen nahe der Schläfe stieg der Stoffwechsel bei eingeschaltetem Handy um etwa sieben Prozent. Beide Regionen, der orbitofrontale Kortex und der temporale Pol, lagen besonders dicht an der Antenne des Gerätes.

Das zeige, dass das Gehirn sensibel auf die elektromagnetische Strahlung von Handys reagiere, folgern die Wissenschaftler. Worauf diese Wirkung beruht, wissen sie allerdings nicht. Unklar ist auch, ob der gesteigerte Stoffwechsel die Gesundheit beeinflusst. In einem Kommentar mahnen zwei Forscher, das Ergebnis erfordere weitere Untersuchungen. Insbesondere müsse man klären, ob drahtlose Telefone mit besonders starker Strahlung bei häufigem Gebrauch den Glukose-Stoffwechsel chronisch erhöhen könnten, betonen der Biowissenschaftler Henry Lai von der Universität von Washington und der schwedische Onkologe Lennart Hardell von der Universitätsklinik Örebro. »Mögliche akute und chronische Folgen für die Gesundheit müssen geklärt werden«, schreiben sie. »Es muss noch viel getan werden, um diese Effekte weiter zu erforschen und zu verstehen.«

Journal of the American Medical Association, Vol. 305, S. 808-814, 828-829.

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