Fukushimas namenlose Helden

Arbeiter am Reaktor extrem gefährdet

  • Lesedauer: 2 Min.
50 Männer kämpfen im Atomkraftwerk Fukushima noch immer darum, das Schlimmste zu verhüten.

Dresden (dpa/ND). Die Arbeiter im japanischen Katastrophenreaktor Fukushima setzen Gesundheit und Leben aufs Spiel. »Diese Menschen sind erheblichen Belastungen ausgesetzt«, sagte der Chef der Arbeitsgruppe Strahlungsphysik am Institut für Kern- und Teilchenphysik der Technischen Universität Dresden, Jürgen Henniger. Schutzbekleidung könne zwar verhindern, dass radioaktive Stoffe auf die Haut oder in den Körper gelangten. Vor der Strahlung außen schütze sie aber nicht.

In Deutschland dürfen laut Henniger Mitarbeiter etwa im Gesundheitswesen oder in Kernkraftwerken maximal einer Strahlung von 20 Millisievert jährlich ausgesetzt werden. Nur wenige von ihnen kämen auf Werte von zwei bis drei Millisievert. Die zulässige Lebenszeitdosis für einen »Strahlenarbeiter« liege bei 400 Millisievert. In der Nähe der japanischen Katastrophenreaktoren soll zumindest kurzzeitig ein Wert von 400 Millisievert pro Stunde gemessen worden sein. Kurze Pausen würden den Arbeitern bei einer solchen Strahlenbelastung kaum nützen, sagte Henniger. »Die Dosis akkumuliert bei weiterer Bestrahlung.« Bei einer Belastung von rund 1000 Millisievert steige das Krebsrisiko um etwa fünf Prozent. Bei mehreren tausend Millisievert seien Strahlenkrankheit, Schäden an Verdauung und Knochenmark und der Tod zu befürchten.

Durch die Explosionen, durch Öffnungen im Stahlmantel des Reaktors seien in Fukushima offensichtlich »erhebliche Mengen« radioaktiver Stoffe ausgetreten. »Das ist schon schlimm. Der schlimmste Fall aber ist glücklicherweise noch nicht eingetreten.« Sollte aber eine Kernschmelze eine Explosion auslösen, würde radioaktives Material in größere Höhen geschleudert und mit dem Wind auch entferntere Regionen erreichen. »Das wäre dann wirklich der GAU«, sagte Henniger. »Jeder Tag, der jetzt gewonnen wird, ist unglaublich wertvoll.« Dann könne die Restwärme abklingen, die Gefahr einer größeren Kernschmelze werde geringer. Und dann könne eventuell auch wieder aktiv eingegriffen werden.

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