Rote haben den Titel so gut wie sicher

AC Mailand triumphiert im Städte-Derby gegen Inter Mailand mit 3:0 und setzt sich ab

  • Tom Mustroph, Mailand
  • Lesedauer: 3 Min.
Der AC Mailand peilt den 18. Scudetto, den italienischen Fußballtitel, an. Nach einem überzeugenden 3:0-Sieg gegen Inter Mailand sind die Rossoneri nicht nur die Chefs in der lombardischen Metropole. Sieben Spieltage vor Liga-Schluss haben sie auch einen beruhigenden Vorsprung von fünf Punkten auf ihren nominell stärksten Verfolger.

»Wenn nur noch 21 Punkte zu vergeben sind, dann sind fünf Zähler eine ganze Menge«, gab der sichtlich zerknirschte Inter-Trainer Leonardo zu. Er versprach zwar, die Saisonziele nicht zu verändern. Weil aber auch noch der verlorene direkte Vergleich mit dem Stadtrivalen negativ ins Gewicht fällt, dürfte jetzt die Champions League zum bevorzugten Wettbewerb der Nerazzurri avancieren.

Das sind keine guten Nachrichten für die Königsblauen aus dem Ruhrgebiet. In Richtung Schalke versicherte Leonardo: »Meine Mannschaft ist mental stark. Wir brechen nach dieser Niederlage nicht gleich zusammen und denken, wir seien die Schlechtesten der Welt.«

Gelassen steckte der frühere Spieler, Manager und Trainer der Rossoneri auch eine ästhetisch beachtliche Attacke seiner enttäuschten alten Anhängerschaft weg. Auf einem Transparent, das den gesamten zweiten Rang der Südkurve bedeckte, hatten die Milan-Fans das Abendmahl gezeichnet und Leonardo den Platz des Judas' zugewiesen. »Ich habe es gesehen, mich dann aber auf das Spiel konzentriert«, versuchte der Geschmähte, den Konflikt zu entschärfen.

Sein Gegenüber, Massimiliano Allegri, gab sich alle Mühe, den Triumph nicht zu stark auszukosten. »Die Meisterschaft ist noch nicht entschieden. Es ist ist noch viel zu früh für Rechenspiele«, wehrte er Glückwünsche ab. Das Strahlen, das sein Gesicht erhellte, strafte die Worte freilich Lügen. Allegri weiß, dass er in seinem ersten Jahr beim AC Mailand sein Meisterstück abgeliefert hat und ihm kaum noch einer den Titel streitig machen könnte.

Allegris Taktik, die zentrale Achse mit den zweikampfstarken Ex-Bundesligaprofis Kevin Prince Boateng und Mark van Bommel zuzustellen und den ballgewandten Clarence Seedorf als Regisseur auf der linken Seite zu platzieren, erwies sich als ein Geniestreich. Der Holländer verteilte aus dieser weniger umkämpften Zone die Bälle, wie er wollte. »Er war der beste Mann auf dem Feld«, lobte Allegri. Gemeinsam mit dem ebenfalls brillanten Pato und einem spielfreudigen, aber schussschwachen Robinho hob Seedorf mehrfach Inters Abwehr aus den Angeln. Ein früher Lohn war Patos 1:0 nach nur 45 Sekunden. Inter kam Mitte der ersten Halbzeit besser ins Spiel, verpasste aber zwei Mal knapp den Ausgleich. »Hätten wir hier das Tor gemacht, wäre die Geschichte dieses Spiels anders verlaufen«, klagte zu Recht Leonardo.

In der zweiten Halbzeit münzte der AC Mailand seine spielerische Überlegenheit in Resultate um. Erst provozierte Pato bei einem Sololauf in die Interhälfte eine Notbremse von Chivu, die dem Rumänen einen Platzverweis einbrachte. Später schloss er einen Konter zum 2:0 ab. Nach einem weiteren Gegenstoß verwandelte der eingewechselte Cassano einen selbst herausgeholten Strafstoß. Dass er für seinen Torjubel und ein kurz darauf begangenes Foul noch die gelb-rote Karte sah, war dann letztlich nicht mehr als eine bittere Fußnote.

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