Unsichere Diagnose

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Die öffentliche Debatte hat dafür gesorgt, dass ein schier unaussprechlicher Begriff wie die Präimplantationsdiagnostik zum Allgemeingut werden könnte. Spätestens dann, wenn sich der Vorschlag aus der FDP durchsetzt, das Volk in einer Befragung zu Rate zu ziehen. Zugleich ist absehbar, dass das Volk ähnlich zu schwanken beginnt wie viele Abgeordnete des Bundestages: Soll man sie erlauben und wenn ja, wie weit?

Doch ist diese Frage sinnvoll? Sie steht nur deshalb wieder auf der Tagesordnung, weil die Gegner der PID ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts als Katastrophe empfanden. Das Gericht stellte fest, dass Gendiagnostik nach geltender Rechtslage erlaubt ist. Diese Rechtslage aber ist nur das Ergebnis vorausgegangener, zermürbender Bundestagsdebatten.

Die jetzige Debatte ist lediglich Ergebnis des Versuchs, die vorangegangene zu korrigieren. Sie ist angetrieben von der schweren Kollision von Glauben und Moral mit dem Wunsch des Menschen, über sein Schicksal selbst zu bestimmen. Die erlaubten oder gebotenen Grenzen machen den Unterschied in den Ansichten. Der Vorschlag einer Volksbefragung passt hier hervorragend – als Instrument zur Selbstbestimmung. Dass sein Ergebnis die Debatte beenden würde, ist allerdings nicht anzunehmen. Das liegt an einer anderen komplizierten Sache: Gesellschaftsdiagnostik.

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